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 Daß wir nichts Gutes denken können, 2 Corinth. 3, 5. „Wir sind nicht tüchtig von uns selber, etwas zu denken, als von uns selber.“ Daraus muß geschlossen werden: Wer aus eigenen Kräften nicht Gutes thun, reden und denken kann, der vermag auch bei seiner Bekehrung durchaus nichts zu verrichten, als welches gute Gedanken und gute Werke sein müßten.

 548. d) Was von dem Menschen erfordert werde, daß er zur Bekehrung tüchtig sei? Daß etliche Menschen zur Bekehrung nicht kommen, daran sind sie selbst Schuld. Denn wie ein frommer, fleißiger Präceptor und Lehrmeister alle seine Schüler von der Unwissenheit zur Geschicklichkeit, von Lastern zur Tugend bekehrte, und es darum bei keinem an dem dazu dienlichen Mittel fehlen läßt, so werden sie doch nicht alle gelehrt, nicht, als wäre der Lehrmeister schuld daran, sondern weil die Schüler ihn nicht hören wollen, seine Ermahnungen auslachen, sich verständiger achten als ihn, andern bösen Buben folgen, durch deren Exempel sich verderben lassen, und also in Unwissenheit und Lastern stecken bleiben: also thut auch Gott das Seine, damit er allen Menschen helfe, und er an Keines Untergang nur die geringste Schuld habe, sondern zu allen Menschen sagen könne, was er zu den Juden gesprochen hat: „Nun richtet ihr Bürger zu Jerusalem und ihr Männer Juda, zwischen mir und meinem Weinberge, was sollte man doch mehr thun an meinem Weinberge, das ich nicht gethan habe an ihm? Warum hat er denn Heerlinge gebracht, da ich wartete, daß er Trauben brächte.“ Jes. 5, 3. 4.

 549. Daß nun der Mensch zur Bekehrung tüchtig werde, ist nicht nöthig,