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 α) daß er sich vornehme, Gottes Wort zu dem Ende zu hören, daß er dadurch bekehrt werde, weil ihm das Wort noch eine Thorheit ist, und er nicht vernehmen kann, wie ihm die Predigt desselben zu Gott helfen solle, 1 Corinth. 2, 14. „Fleischlich gesinnt sein, ist eine Feindschaft wieder Gott.“ Röm. 8, 7., und wenn der Mensch einen solchen Vorsatz haben könnte, so vermöchte er auch von sich selber, etwas Gutes zu denken, was ihm doch unmöglich ist, 2 Corinth. 3, 5.; er hätte von sich selber das Wollen zum Guten, das doch allein Gott wirket, Phil. 2, 13.

 550. β) Vielweniger ist nöthig, daß ein Mensch zu göttlichen Werken sich bequeme, weil solches aus angezeigten Ursachen allen Menschen unmöglich ist, und also kein einziger bekehrt werden würde. Zu dem geschieht die Bekehrung also, wie ein Fisch mit einem Garne gefangen und aus dem Wasser gezogen wird, dazu er sich selber nicht bequemt, Matth. 11, 20. 13, 47. 48. Auch haben dergleichen nicht gethan der Schächer, der mit dem Herrn Christo gekreuzigt ward, Luc. 23, 42.; nicht der Hauptmann, welcher bei des Herrn Christi Kreuz stand, Matth. 27, 54., nicht der Kerkermeister, der Paulum und Silam verwahren mußte, Apostelgesch. 16, 29 ff. Es ist also dergleichen von den Menschen vor ihrer Bekehrung nicht zu fordern.

 551. Aber dieß Einzige wird von ihm gefordert, daß, wenn er das Wort höret, er der göttlichen Wirkung keine muthwilligen Hindernisse entgegenstelle. Zwar von Natur sind wir alle der göttlichen Wirkung zuwider, denn es ist uns allen das Wort eine Thorheit, 1 Corinth. 2, 14. Aber