Seite:Heinrich Brandt - Darlegung der Glaubenslehre der evangelisch-lutherischen Kirche.pdf/25

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Evangeliums verkündigen lässet, und es uns durch die h. Sacramente versichert, und etliche Leute meinen, sie seien heilig und ohne Sünde, bedürfen also nicht des Herrn Christi Lösegeld’s, oder wollten sich selber mit ihren eigenen guten Werken von Sünden loshelfen und Gott also bezahlen, daß sie ihm nicht das Wenigste schuldig bleiben; oder setzen ihr Vertrauen auf die abgestorbenen Heiligen, die Messe der Priester, das Klosterwerk und Verdienste der Mönche und Nonnen; oder finden ihr Gewissen nicht mit Sünden beschwert, leben in dem Sündenstand wohl und ruhig, achten nicht was von Christo gepredigt und geschrieben wird, begehren keine bessere Gerechtigkeit, als sie haben; oder gedenken, Christus habe wohl für etliche Menschen genug gethan, wollen aber nicht erkennen, daß solches sie auch angehe; oder verspotten die Lehre, weil sie ihnen eine Thorheit ist, und halten nicht für wahr, was von der Sünde, Gottes Gnade und Christo vorgegeben wird (wie die Werk-Heiligen, die Welt-Kinder und zaghafte Herzen zu thun pflegen), – diese alle, so lange sie in diesen Gedanken bleiben, können des Herrn Christi Verdienstes in der That nicht theilhaftig werden, und würden, wenn sie in solchem Mißtrauen und solcher Verachtung dahinstürben, der erworbenen Seligkeit nimmermehr genießen. Und das ist der Unglaube, dadurch auch die unter Gottes Zorn bleiben und in der Hölle verderben, welche mit Christi Blut und Tod völlig erlöset worden sind.

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 49. Hingegen, wenn Andere die Predigt von Christo anhören und verstehen, daß, wie allen Menschen Vergebung ihrer Sünden angemeldet werde, diese Seligkeit auch sie angehe, und demnach nicht zweifeln,