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thun, die er that, es wäre denn Gott mit ihm, Joh. 3, 2. Matth. 22, 16. Gleichwohl verfolgten sie ihn, sein Wort und seine Werke, hörten auch nicht auf, bis sie ihn an das Kreuz gebracht hatten. Damit verstockten sie ihre Herzen und lästerten den heil. Geist, welches der Herr Christus ihnen vorhält, Matth. 12, 31. 32., und Stephanus führte ihnen zu Gemüthe Apostelgesch. 7, 51. „Ihr Halsstarrigen und Unbeschnittenen an Herzen und Ohren, ihr widerstrebet allezeit dem h. Geist, wie eure Väter, also auch ihr.“

 Was nun bisher angeführt worden ist, lehrt, daß es ein Mensch geschehen lassen müsse (sich passiv halte), daß ihn Gottes Geist lehre und unterrichte, wenn er überzeugt wird, und daß er durch nichts in der ganzen Welt sich davon abhalten lasse, sondern dem h. Geiste folge, wohin er ihn zieht, dann ist er zur Bekehrung geschickt.

 559. Das bisher Gemeldete wird nun auch die Frage zur Genüge beantworten: wie es komme, daß nur wenige bekehrt werden? Ob nämlich gleich der Mensch nichts thun kann, was ihn zur Bekehrung fördert, so kann er doch viel thun, das ihn daran hindert. Keineswegs vermag er zu bewirken, daß er bekehrt werde, aber gar wohl kann er hindern, daß er nicht bekehrt werde. Wie ein Kranker sich selbst nicht zur Gesundheit verhelfen, aber leicht verhindern kann, daß er nicht zur Gesundheit komme, wenn er nämlich den Arzt von sich stößt, seinem Rath nicht folgt, die Arznei wegwirft, hingegen das thut, was die Krankheit stärkt. Und wie einer, der in eine tiefe Grube gefallen ist, sich, wenn ihm ein Seil hinunter gelassen wird, daran man ihn wieder herauf ziehen will, weigert,