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 51. Die Erkenntniß Gottes ist ein großes Stück des Christenthums, als ein Anfang des zukünftigen ewigen Lebens, wie das Buch der Weisheit 15, 3. sagt: „Dich (Gott) erkennen, ist eine vollkommene Gerechtigkeit, und deine Macht wissen, ist eine Wurzel des ewigen Lebens.“ Und der Herr Christus Joh. 17, 3: „Das ist das ewige Leben, daß sie dich, daß du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen.“

 52. Solche Erkenntniß Gottes ist in dieser Zeit ganz unvollkommen und Stückwerk; „wir sehen Gott jetzt durch einen Spiegel in einem dunkeln Wort,“ 1 Corinth. 13, 9. 12. Gleichwohl müssen wir ihn, so fern er sich uns geoffenbaret hat, erkennen lernen, also lernen: a) Was Gott sei? b) ob mehr denn ein Gott sei? c) Wer der wahre Gott sei? damit wir nicht die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes verwandeln in Gestalt der Creaturen, Röm. 1, 23, oder die göttliche Ehre einem Fremden geben und damit Abgötterei begehen. Jesaias 42, 8.

 53. Mit der ersten Frage: Was Gott sei? wird eigentlich gefragt: Was sich der Mensch einbilden soll, wenn er an Gott gedenket? Dieß zu beschreiben, ist schwer, weil unsere Gedanken am meisten auf das Irdische und auf das, was unsere fünf Sinnen begreifen können, gerichtet sind.

 So viel weiset uns Gott aus seinem Worte, daß er ein geistiges Wesen sei, das ewig, allmächtig, allwissend, allenthalben gegenwärtig, unendlich, wahrhaftig, barmherzig, heilig, gerecht sei. Weiter verstehen wir davon nichts, auch kann Gott von uns nicht anders als in seinen Eigenschaften betrachtet werden, von denen