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opfern befohlen durch die Priester, welche ihn verfolgten, Matth. 8, 4. Marc. 1, 44.

 Ferner der Beschneidung, worüber die Frage niemals entstanden ist, ob die, welche sie verrichteten, rechtgläubig wären oder nicht, und ist ganz vermuthlich, daß der Herr Christus selbst die Beschneidung durch einen, welcher der pharisäischen Lehre zugethan war, empfangen habe, der doch damit nichts abgegangen ist. Ferner der Predigt des seligmachenden Wortes. Denn da der Herr Christus vor der Pharisäer falschen Lehre warnte, Matth. 16, 6. 12., so ließ er doch ihre gute Lehre, die sie aus Mose führten, mit Fleiß anhören, Cap. 23, 2. 3. „Auf Mosis Stuhl sitzen die Schriftgelehrten und Pharisäer, Alles nun, was sie euch sagen, daß ihr halten sollt, das haltet und thut’s.“ So ließ sich’s auch Paulus nicht zuwider sein, daß Etliche Christum um Hasses und Haders willen predigten, Philipp. 1, 15. 18., wie etwa die Feinde göttlicher Wahrheit diese den Leuten vortragen, nicht in der Meinung, sie ihnen zu lehren, sondern verhaßt zu machen.

 So nun die Opfer, die Beschneidung und die Predigt des göttlichen Wortes in ihrer vollen Kraft und Wirkung blieben, wenn auch der Diener in der Lehre irrte, so wird die Taufe durch des Täufers Irrthum nicht untüchtig gemacht. Was aber von einem solchen ketzerischen Täufer gesagt worden ist, das ist auch von einem solchen zu verstehen, der ein unordentliches und sträfliches Leben führt. Die andere Frage ist:

 643. β) ob ein gemeiner Mann oder Laie die Taufe verrichten könne? Hierauf wird geantwortet: Gleichwie das Predigt- oder Lehramt allein von den ordentlichen Dienern verrichtet werden