Seite:Heinrich Brandt - Darlegung der Glaubenslehre der evangelisch-lutherischen Kirche.pdf/358

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prüfe sich selbst, und also esse er von diesem Brod und trinke von diesem Kelch, denn welcher unwürdig isset und trinket, der isset und trinket ihm selbst das Gericht, damit, daß er nicht unterscheidet den Leib des Herrn.“

 Es ist also die Vorbereitung höchst nöthig. Diese besteht aber nicht vornämlich in äußerlicher Zucht (die Niemand mißbilligt), auch nicht darin, daß man vor dem Abendmahle keine andere Speise gebrauche (denn die Apostel empfingen es, nachdem sie das Osterlamm verzehrt hatten und fast unter der Mahlzeit), sondern hauptsächlich darinnen, daß ein Mensch sich selbst prüfe, welches geschieht:

 740. α) durch’s Gesetz, daß er sich examinire, wie er in vielen Sünden gelebt, Gottes Zorn und ewige Verdammniß verdient habe, auch ferner merke, ob er Lust und Gefallen an der verübten Sünde trage, und sie hinfort weiter zu vollbringen gedenke, oder ob sie ihm leid sei, und er eine schmerzliche Reue wegen derselben trage. Findet er, daß er die Sünde nicht achte, sie vielmehr noch liebe, und gedenkt er von ihr nicht zu lassen, so fühlt er noch nicht Gottes Gericht, noch dessen Willen wegen der Sünde, fürchtet sich nicht vor dem göttlichen Zorn, und glaubt wohl gar nicht, daß ein Gott sei. Wie könnte ein solcher würdig erscheinen?! Wenn er aber sich vor Gott, dessen Zorn und Gericht entsetzet, wenn ihm seine Sünde herzlich leid ist, und zwar nicht allein wegen bevorstehender Strafe, sondern auch, weil er einen so liebreichen und gütigen Vater erzürnet hat, und er sich fest vorsetzt, nach allen Kräften sich vor Sünden zu hüten, so bestehet er in