Seite:Heinrich Brandt - Darlegung der Glaubenslehre der evangelisch-lutherischen Kirche.pdf/371

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er freundlich, die Widerspenstigen treibt und zieht er mit seinem Stabe, wollen sie demselben auch nicht folgen, so schafft er sie aus der Heerde, hauet aber, sticht und schießt nicht mit Wehr’ und Waffen unter sie. So schreibt St. Petrus den Vorstehern der Heerde Christi, sie sollen diese weiden, nicht als die über das Volk herrschen, 1 Epist. 5, 3.

 nicht aus freier Lust und Gefallen, als stände einem Kirchenlehrer frei, nach seinem eigenen Gefallen zu thun und zu lassen, Sünde zu vergeben und zu behalten, wann er nur wolle, sondern, daß er Alles zu Gottes Ehre und zur ewigen Wohlfahrt der ihm Anbefohlenen richte, und das thue, was er nach dem göttlichen Wort dazu dienlich findet, aber dasjenige meide, was ihnen dazu hinderlich sein kann;

 nicht aus Eigennutz oder Affecten, als Liebe, Haß, Ansehen der Person, Gaben und Geschenke u. s. w., welche alle in göttlichem Gerichte unerträgliche Dinge und den weltlichen Richtern (vielmehr den Geistlichen) auf’s Höchste verboten sind.

 766. c) Was die Wirkung dieser Gewalt sei? Es ist nicht allein Verkündigung des göttlichen Willens und Gerichts (die durch die Predigt des Worts verrichtet wird), sondern es ist eine solche Gewalt, wie in weltlichen Regimenten die hohe Obrigkeit der niedrigen Gewalt gibt, mit den Unterthanen zu verfahren, daß die Frommen geschützt und die Bösen zur Strafe gezogen werden. Wie nun daselbst die niedrige Obrigkeit den Unterthanen nicht nur den Willen und Gefallen der hohen Obrigkeit anmeldet, sondern sich auch der Gewalt gebraucht, daß sie die Ungehorsamen einschließt, wieder los gibt, aus