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 776. β) auf den Stand oder das Amt, darin eine Person befunden wird. Es reimt sich nicht, daß in’s Predigtamt ein Mann eingesetzt werde, der einer andern Handthierung zugleich abwarte. Denn obwohl St. Paulus auch während seines Apostelamtes ein Teppichmacher gewesen ist, Apostelgesch. 18, 3., hat es jedoch mit denen, welche mit schwerer Mühe die Predigt erforschen und jede Predigt aus Gottes Wort suchen müssen, eine ganz andere Beschaffenheit, wie schon Sirach 38, 25. sagt: „Wer die Schrift lernen soll, der kann keiner andern Arbeit warten, und wenn man lehren soll, muß man sonst nichts zu thun haben.“

 777. Ganz besonders aber hat es der Herr Christus so geordnet, daß, die das weltliche Regiment führen, sich dieses Amtes nicht unterfangen sollen, Luc. 22, 25. 26. „Die weltlichen Könige herrschen, und die Gewaltigen heißt man gnädige Herren, ihr aber nicht also, sondern der Größeste unter euch soll sein, wie der Jüngste, und der Vornehmste, wie ein Diener.“ Darum wurde Usias mit Aussatz gestraft, weil er sich neben dem königlichen zugleich des priesterlichen Amtes unterfangen wollte, 2 Chron. 26, 19. 20. Wenn aber Jemand zum Predigtamt geschickt ist, dazu rechtmäßig berufen wird, von seinem vorigen Vornehmen absteht, der kann dabei ohne Bedenken gebraucht werden, wie der Herr Christus Fischer, Zöllner und andere gemeine Leute zum Apostelamt berufen hat, Matth. 4, 19. 21. 9, 9. Jedoch sollen dergleichen Leute nicht ohne erhebliche Ursache, und insonderheit, wenn andere geschickte Leute vorhanden sind, zum Predigtamte genommen werden.