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bleiben außer Christo, und sind nicht wahre Gliedmassen seines geistlichen und unsichtbaren Leibes.

 809. Zur sichtbaren Kirche gehören

 α) nach Gottes Willen alle Menschen, welche er ohne einigen Unterschied berufet. Es ist also kein Unterschied zwischen Juden und Heiden, weil er auch die Heiden in sein Reich beruft, Jes. 11, 10. „Die Wurzel Isai stehet zum Panier den Völkern, nach der werden die Heiden fragen.“ Apostelgesch. 10, 35. „In allerlei Volk, wer Gott fürchtet und Recht thut, der ist ihm (zur Aufnahme in die christliche Kirche) angenehm.“ Gal. 3, 28. „Hier ist kein Jude, noch Grieche, hier ist kein Knecht, noch Freier, hier ist kein Mann, noch Weib, denn ihr seid allzumal Einer in Christo Jesu;“

 810. β) nach dem äußerlichen Ansehen gehören die zur Kirche, welche das göttliche Wort und die Sacramente nach Christi Verordnung gebrauchen, sie seien auch gleich, wie sie wollen, gute oder böse, gläubige oder ungläubige, Heuchler oder rechtschaffen. Denn nachdem wir Menschen allein auf das Aeußerliche sehen können, muß die christliche Liebe Alles hoffen und glauben, 1 Corinth. 13, 7., und sich versehen, daß alle, die sich zur Gemeine halten, solches auch thun mit gutem, aufrichtigem Herzen, ob zwar Niemand dessen aller Dinge gewiß sein kann. So wurde Simon, der Zauberer, für einen guten Christen gehalten, weil er das Wort bekannte und sich taufen ließ, Apostelgesch. 8, 13., deßgleichen Demas, Pauli Gefährte und Beistand, der doch kein guter Christ war, 2 Timoth. 4, 10.