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und Eigenschaften der Kirche seien? Diese sind

 α) die Reinigkeit, davon Ephes. 5, 26. 27.: „Christus hat die Gemeine geheiliget, und hat sie gereiniget durch das Wasserbad im Wort, auf daß er ihm selbst darstellete eine Gemeine, die herrlich sei, die nicht habe einen Flecken, Runzel oder deß etwas, sondern daß sie heilig sei und unsträflich.“ Solche Reinigkeit ist eigentlich zugerechnete, wenn uns Christus seine Gerechtigkeit anzieht (Jes. 61, 10.), sonst ist schon angezeigt, wie in der Kirche auch böse Leute seien, ob sie schon eigentlich nicht dazu gehören, und oben ist erwiesen worden, daß die Wiedergeburt in dieser Zeit immerdar unvollkommen bleibe, und die Heiligen über ihre täglichen und steten Sünden zu klagen Ursache haben. So ist auch die Kirche in ihrer beständigen Reinigkeit nicht ohne Sünde und tägliche Unreinigkeit, obwohl diese vor göttlichem Gerichte zugedeckt und nichts Verdammliches an denen ist, die da sind in Christo Jesu. Röm. 8, 1.;

 815. β) die Einigkeit, die wir im Glauben bekennen: ich glaube eine christliche Kirche u. s. w., weil ihrer nicht mehr sind, als die einige, welche die Zahl der gläubigen Gottes-Bekenner ist. Darüber ist auch kein Streit; aber weil die Kirche eine Versammlung der Heiligen und Gläubigen ist, so gewinnt es ein seltsames Ansehen, daß darinnen sich Ketzereien und Rotten finden lassen, durch die viel Streit, Zank und Uneinigkeit angerichtet wird, weßhalb Mancher denkt, daß des Satans Schule mehr, als Gottes Kirche sein müsse, aus der solcher Hader und Widerwärtigkeit herkommen. Daher ist wohl zu beachten: