Seite:Heinrich Brandt - Darlegung der Glaubenslehre der evangelisch-lutherischen Kirche.pdf/418

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beschneiden lassen, stritt Paulus hart dawider, Apost. Gesch. 15, 2., daß er auch bezeugte: „Siehe, ich Paulus sage euch, wo ihr euch beschneiden lasset, so ist euch Christus kein nütze.“ Gal. 5, 1. gibt er darauf die Lehre: „Bestehet in der Freiheit, damit uns Christus befreiet hat, und lasset euch nicht wiederum in das knechtische Joch fangen u. s. w.“ Also war die Erhaltung der christlichen Freiheit die Ursache, warum sich der Apostel der Beschneidung so hart widersetzte. Cap. 2, 5.: „Wir wichen denselben nicht eine Stunde, unterthan zu sein, auf daß die Wahrheit des Evangelii bei euch bestände.“ Es erfordert die christliche Freiheit, daß die Kirche, wenn sie ihrer Gebräuche halber angefochten wird und sie schon sonst zu ändern gedächte, doch den Gebrauch ihrer Freiheit ihren Feinden nicht übergeben soll (weil sie hernach Alles ändern müßte, was diesen gefiele), und deßwegen beharren bei dem, was sie geordnet hat und gewohnt ist. So stehet in christlicher Freiheit, die Bilder aus den Kirchen zu thun, die Beschwörung des Satans bei der Taufe auszulassen, Orgeln abzuschaffen u. dgl. Wenn aber falsche Brüder fordern, man solle und müsse solches und dergleichen ändern, dann steht es nicht mehr der Kirche frei, sie zu ändern, sondern sie muß sie behalten, damit sie sich nicht ihren Feinden eben damit dienstbar mache und ihre Freiheit selbst hinwegwerfe.

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 843. h) Die verschiedenen Stände der Kirche. Der Herr ist nicht ein Gott der Unordnung, darum will er, daß Alles ordentlich und ehrlich in der Kirche zugehen soll, 1 Corinth. 14, 33. 40. Er