Seite:Heinrich Brandt - Darlegung der Glaubenslehre der evangelisch-lutherischen Kirche.pdf/8

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

 4. Die Juden haben die Schriften Mosis und der Propheten, aber neben diesen die Aufsätze ihrer ältesten und vornehmsten Lehrer – Matth. 15, 2. –, aus welchen sie den Talmud geschmiedet haben, und dem sie zu ihrer Verstockung mehr nachfolgen, als Mosi und den Propheten.

 5. Wir, die wir den christlichen Namen führen, glauben und bekennen, daß die Schriften der Propheten und Apostel (die wir die Bibel zu nennen pflegen) das rechte reine Wort Gottes und das einzige Mittel seien, dadurch die Menschen von Gott gelehret werden, was sie zu ihrer Seligkeit und ewigen Wohlfahrt zu wissen nöthig haben. Und damit von diesem Puncte desto richtiger gehandelt werde, soll man auf folgende drei Fragen Acht geben: 1) Was für Bücher in dem Worte Bibel verstanden werden? 2) ob die recht-biblischen Bücher das eigentliche Wort Gottes in sich begreifen? 3) ob dieses geschriebene Wort Gottes so vollkommen sei, daß es Alles lehre, was uns zu wissen nöthig ist?

 6. Bei der ersten Frage: Was für Bücher in dem Wort Bibel verstanden werden? muß man den Unterschied festhalten, daß unter den Büchern, welche in der Bibel zu finden sind, etliche gewißlich von Propheten und Aposteln geschrieben sind, etliche aber deßwegen in Zweifel gezogen worden sind. Gewisse Bücher sind im Alten Testamente diejenigen, welche in der Sprache des jüdischen Volkes, nämlich in der hebräischen und zur Zeit der babylonischen Gefangenschaft, auch in der chaldäischen geschrieben sind. Denn welche Bücher nicht in dieser Sprache geschrieben sind, die hat Gott seinem Volke nicht gegeben; was aber sein unfehlbares Wort ist,