Seite:Heinrich Brandt - Darlegung der Glaubenslehre der evangelisch-lutherischen Kirche.pdf/83

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 183. Die einige Handlung, womit Adam und Eva Gottes Gebot überschritten haben, ist sonach nicht nur derselben, sondern auch aller ihrer Nachkommen Sünde, also, daß, da Adam nicht für seine Person allein, sondern als ein Stamm des ganzen menschlichen Geschlechts Gott einen Gehorsam leisten sollte, er mit Uebertretung des göttlichen Gebots nicht für seine Person allein, sondern als ein Stamm und Vater aller Menschen gesündiget hat, und also mit dieser Uebertretung in Adam zugleich alle Menschen gemißhandelt haben, wie auch der Apostel schreibt, „daß durch des einigen Sünders einige Sünde alles Verderben gekommen sei, und durch eines Menschen Ungehorsam viel Sünder geworden seien,“ Röm. 5, 16. 19. Nachdem die ersten Menschen sündlich und ihre Natur verderbet worden, konnten sie nicht andere als sündliche Kinder zeugen; und wenn noch heutiges Tages die Kinder sündlich geboren werden, so rührt dasselbe ursprünglich von der ersten Sünde her.

 184. Dieses heißt man die Erbsünde, welche eigentlich ist das Verderben der Natur, dadurch ein Mensch von Gott, Gottes Werken und Willen abgewendet ist, daß er das Gute, das Gott will, von Natur hasset und flieht, oder es nicht anders als mit großem Unwillen vollbringt, hingegen das Böse, welches Gott verbietet, von Natur liebt, demselben nachtrachtet und es mit besonderer Lust und Freudigkeit verrichtet.