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wie er auch selber spricht: „Niemand kommt zum Vater, denn durch mich,“ Joh. 14, 6. Durch Christum aber kommen in das Reich Gottes allein die Sünder, Matth. 9, 13. „Ich bin kommen, die Sünder zur Buße zu rufen und nicht die Frommen.“ „Er ist gekommen, die Sünder selig zu machen.“ 1 Timoth. 1, 15. „Er ist gekommen, sein Volk selig zu machen von seinen Sünden.“ Matth. 1, 21. Wenn demnach die Kinder in Gottes Reich kommen, und zwar durch Christum, so sind sie gewißlich Sünder; weil sie aber vor, in, auch vielleicht alsobald nach ihrer Geburt keine wirkliche Sünde begangen haben, sind sie von Natur Sünder. Siehe §. 228.

 193. Es erhellt also hieraus, daß, obwohl die Erbsünde die menschliche Natur verderbet hat, sie diese doch nicht wesentlich verwandelt hat, und daß sie zwar eine große geistliche Krankheit des Menschen, aber nicht des Menschen Substanz und Wesen selber sei, was daraus abzunehmen ist, daß Gott

 a. das menschliche Wesen, welches mit der Sünde hernach verderbt worden, erschaffen hat, wie er dasselbe auch noch erhält. Apostelgesch. 17, 28. „In ihm leben, weben und sind wir.“ Die Erbsünde aber hat Gott nicht geschaffen;

 b. daß er das menschliche Wesen durch seines Sohnes eignes Blut erlöset hat. Apostelgesch. 20, 28. Die Erbsünde hat er nicht erlöset, sondern von der Sünde hat er sein Volk selig gemacht, Matth. 1, 21.