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1 Mos. 6, 5. „Alles Tichten und Trachten der Menschen Herzen ist nur böse immerdar,“ Sprüchw. Sal. 22, 15. „Thorheit stecket dem Knaben im Herzen.“ Ja, der Wille ist unter die Sünde gefangen, Röm. 7, 14. „Wir wissen, daß das Gesetz geistlich ist, ich bin aber fleischlich unter die Sünde verkauft,“ V. 19. „Das Gute, das ich will, das thue ich nicht, sondern das Böse, das ich nicht will, das thue ich.“ V. 23. „Ich sehe ein ander Gesetz in meinen Gliedern, das da widerstreitet dem Gesetze in meinem Gemüthe, und nimmt mich gefangen in der Sünden Gesetz.“ Galat. 5,17. „Das Fleisch gelüstet wider den Geist, und der Geist wider das Fleisch; dieselben sind wider einander, daß ihr nicht thut, was ihr wollt;“

 204. b. er kann dem göttlichen Willen nicht Gehorsam leisten. Die Engel, weil sie ohne Sünde sind, können aus freiem Willen dienen, als die von keiner bösen Neigung oder argen Lust davon gereitzet oder abgelenket werden. Da aber der Mensch dieses nicht vermag, so sagt man mit Recht, daß er seinen freien Willen, Gott zu Gehorsam zu leben, durch die Sünde verloren habe.

 205. Wie nun eines Gefangenen Wille nicht frei ist, zu thun und zu lassen, was ihm gefällt, und auch dessen Wille nicht frei ist, der nicht thun kann, was er gern thun wollte, so ist auch des Menschen Wille von Natur nicht frei, weil er unter die Sünde gefangen ist, und wegen der sündlichen Lüste, die in eines Jeden Herzen aufsteigen, nicht thun kann, was er schon gerne thun wollte. Hier mag ein Jeder in sein eigen Gewissen gehen und auf seine eigne Erfahrung merken, so wird er finden, daß ihm, wenn er gern etwas