Seite:Heinrich Brandt - Darlegung der Glaubenslehre der evangelisch-lutherischen Kirche.pdf/95

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

 208. Was aber die Schrift von dem überaus großen Verderben unsrer Natur und ihrer Kräfte redet, ist Alles aus dem bisher Angedeuteten wohl zu vernehmen.

 Endlich und drittens ist (nach §. 194.) auch die wirkliche Sünde eine Frucht der Erbsünde, und zwar eine der vornehmsten Früchte, die aus der Erbsünde herkommen. Davon im folgenden Kapitel.




Das eilfte Kapitel.
Die wirkliche Sünde, die von der Erbsünde, sowohl von des Teufels und der Welt Anstiftung, herrührt, und mit der alle Menschen befleckt sind, ist zwar unterschiedlich, jedoch verursacht sie ohne Unterschied die ewige Verdammniß.

 209. Von der wirklichen Sünde (die durch äußerliche oder innerliche Wirkung und Werke verrichtet wird) sind folgende sechs Punkte zu betrachten: ihre Beschreibung, und was sie sei, die Ursache, daraus sie entspringt, das Subject oder wer Sünde thut, ihre Grade, und wie etliche Sünden groß, andere kleiner und geringer seien, ihre Arten, wie unterschiedlich sie seien und ihre Früchte und was aus der wirklichen Sünde erfolge.

 210. Den ersten Punkt: Was Sünde sei, weißt uns einigermaßen das Gesetz der Natur, daraus einem Jeden sein Gewissen anzeigt, wie er unrecht gethan; und von den Heiden, denen das Gesetz nicht so vorgelegt war, wie den Juden, schreibt der