immer wieder prustete er los: „Frau Dembecks Juwelen: die Elfenbeinbrosche vom Niederwalddenkmal und der Siegestaler!“
Dann hatte er die Anna angeschnauzt, sie solle sich mit diesem dämlichen Geschwätz zum Teufel scheren und sie möge sich nach einer anderen Stelle umtun, am ersten könne sie ihre Papiere haben. Er dulde keine Klatschereien. Ein für allemal wolle er von dieser eingebildeten Bagage von nebenan nichts mehr hören.
Trotzdem wurde bei Knatterbulls von nichts anderem gesprochen, als von dem Einbruch bei Dembecks.
Wenn Herr Knatterbull auch Dembecks von Herzen das Malheur gönnte, ärgerte es ihn doch maßlos, wie diese Leute keine Gelegenheit vorübergehen lassen konnten, sich wichtig zu machen, und selbst ein solches Ereignis benutzten, ihm einen freundnachbarlichen Hieb zu versetzen.
Das war ja wahr: ein dummes Licht warf es auf Knatterbulls, daß die Diebe Dembecks vorgezogen hatten.
Früher waren Dembecks und Knatterbulls dicke Freunde gewesen. Dann war aber eines Tages, wie das bei derartigen intimen Familienfreundschaften immer zu gehen pflegt, der große Krach gekommen. Eine Bagatelle war die Ursache gewesen. Knatterbulls hatten in Dembecks Sitzbadewanne, die sie sich immer auszuleihen pflegten, eine Beule gemacht und behauptet, die sei schon vorher, die sei überhaupt immer in der Wanne gewesen. Diese Meinungsverschiedenheit hatte sich so zugespitzt, daß man sich gänzlich verkrachte und heute auf das erbittertste haßte.
Hermann Harry Schmitz: Der Säugling und andere Tragikomödien. Ernst Rowohlt Verlag, Leipzig 1911, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz_Der_Saeugling.djvu/061&oldid=- (Version vom 1.8.2018)