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Man ließ keinen Anlaß vorübergehen, sich gegenseitig in der bösartigsten Weise zu kränken.

Außer dem ganzen Silber hatten Benders der Polizei noch als gestohlen angegeben: den Pelz der gnädigen Frau – Herr Knatterbull hatte nur das Wort „Möbelplüsch“ vor sich hingezischt – einen sehr kostbaren Gebetsteppich, einen echten Buchara – „einen Buchara! Diese widerlichen Protzen! Möchte man da nicht reinschlagen?“ Herr Knatterbull kochte vor Wut – eine überaus wertvolle Bronze – „sicher der Kegelpreis von Herrn Dembeck: der Trompeter von Säkkingen mit einer Standarte, auf der ‚reserviert‘ steht,“ argumentierte der gehässige Nachbar – eine sehr teure Standuhr – „wird schon der amerikanische Wecker gewesen sein,“ hieß es bei Knatterbulls.

Dann hörte man, Dembecks hätten sich für fünfzehntausend Mark gegen Einbruch versichert.

Herrn Knatterbull hatte wieder der Zorn gepackt, als er dieses hörte. Er hatte der Anna befohlen, jeden Tag eine von den leeren Sektflaschen, die die Vorbewohner des Hauses im Keller zurückgelassen hatten, ostentativ oben auf den Ascheneimer zu legen, bevor sie ihn morgens zum Abholen auf die Straße stellte. Diesen Protzen wollte er es doch einmal zeigen! „Für fünfzehntausend Mark versichert!“ Er hatte eine brüllende, schauerliche Lache ausgestoßen.

Der Herr von der Versicherungsgesellschaft war auch bei Knatterbulls gewesen und hatte versucht, den Vater zu bewegen, sich ebenfalls gegen Einbruch versichern zu lassen. Der Vater hatte nichts davon wissen wollen. Er hatte die Brust herausgedrückt, daß die Deckkrawatte wagerecht stand und

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Hermann Harry Schmitz: Der Säugling und andere Tragikomödien. Ernst Rowohlt Verlag, Leipzig 1911, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz_Der_Saeugling.djvu/062&oldid=- (Version vom 1.8.2018)