Leser viel besser daran täten, in einem Reisehandbuch nachzuschlagen, wo alles Wesentliche in genauer und zuverlässiger Weise angegeben steht, will ich trotzdem den Wünschen dieser Leute gerecht zu werden versuchen.
Also Como:
Como sieht am Bahnhof aus wie Iserlohn. Außerdem hat Como eine elektrische Bahn, die gerade so wie bei uns nie kommt, wenn man sie braucht oder aber besetzt ist, oder nach Chiasso fährt, wo man nicht hin will.
Dann gibt es in Como nur sehr wenige Häuser, an welchen keine auf den Aufenthalt Garibaldis bezügliche Marmortafeln angebracht sind. Hier hat der Freischarenführer eine Nacht geschlafen, in dem Palazzo dort zu Mittag gegessen, in einem anderen Tee getrunken, sich dort in jenem Hause die Hühneraugen schneiden lassen, wieder irgendwo anders. seine Gummischuhe stehen lassen. Historische Momente, die dem echten Patrioten würdig genug dünkten, in Marmor festgehalten zu werden.
Weiterhin ist Allessandro Volta, der bekannte Physiker, über den man genau informiert wäre, wenn man auf Quarta nicht zum zweitenmal sitzen geblieben und aus der Schule geflogen wäre, in Como geboren. In der nach diesem Gelehrten benannten Straße, der Via Volta Nr. 5, wohnt ein Schneider, der mir meine Hose aufbügelte. Bis jetzt hat man noch keine auf diese Begebenheit bezügliche Marmortafel an dem Hause angebracht.
Soweit über Como für die Wissensdurstigen.
Vollständig überzeugt davon, daß ich mich in meiner Pelerine in nichts mehr von den Eingeborenen unterschied,
Hermann Harry Schmitz: Der Säugling und andere Tragikomödien. Ernst Rowohlt Verlag, Leipzig 1911, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz_Der_Saeugling.djvu/154&oldid=- (Version vom 1.8.2018)