Seite:Hermann von Bezzel - Die zehn Gebote.pdf/151

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erhebt sich dieses, oft durch Jahrzehnte hindurch gehende, ernste Verhalten der Treue, die dem Hause alles Gute gönnt. Da erblühen die treuen Dienstleute, die vom Vater auf den Sohn wie eine Überlieferung dienend übergehen, die ein Haus hegen und schützen, die da dienen nicht vor Augen, um den Menschen zu gefallen, sondern im Dienste Gottes und Christi.

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 Luther hat die ganzen großen Pflichten gegen die Obrigkeit in ein einfaches Wort zusammengefügt: Wenn wir so viel – sagt er – für die Obrigkeit beten wollten, als wir gegen sie urteilen, wäre beiden besser geraten. So ist in unserer Zeit, weil die Obrigkeit sich schüchtern von dem Recht der Gewalt und des Schwertes fernhält, nicht Wille, sondern Willkür und Zuchtlosigkeit Herrin. Weil die Obrigkeit sich scheut mit ernstem Wort einzugreifen, weil vor der Menge der Gesetze das ewige Gesetz entschwindet und verfällt, darum wird nicht mehr gehorcht, sondern auch das Wenige an Geboten nicht mehr beachtet. Wer nicht Autorität sein will, der ist’s auch nicht. Es gehört mit zu den betrübendsten Erscheinungen unserer Tage, daß die Obrigkeit den Mut zum Recht verloren hat. Der Lehrer will beliebt sein, darum schont er den Eigenwillen der Kinder, geht auf ihre törichten Launen ein. Der Vorgesetzte will den Ruhm eines gütigen Herren haben, darum drückt er die Augen zu bei allen Verfehlungen, darum schweigt er zu allem, darum läßt er Schaden geschehen. Die Obrigkeit in Staat und Kirche hat die Gewalt zum Schwert und den Ernst der Entscheidung verloren und damit später einmal von Güte und Leutseligkeit geredet werden wolle, verliert man die Pflichten an die Gegenwart. So soll es aber nicht sein. Obrigkeit, Kirche und Schule hat das Schwert nicht umsonst. Wer ein Amt hat, der sei am Amte und warte sein und tue es mit Ernst, schreibt Paulus. Und je mehr alle Obrigkeit sich ihrer Aufgabe