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sie so führen sollte, in der Ehe leben möchten, es gilt aber auch denen unter uns, die in der Ehe leben und denen, die nicht ein Eheleben geführt haben. Es umfaßt die ganze Menschheit; denn es ist ein natürliches Gebot. Es wendet sich an die ganze Christenheit; denn es ist ein heiliges Gebot. Es wendet sich an deine und meine Seele, an deine Seele, an dein Innerstes, an die Werkstätte deines Geistes, an das Geheimnis deines Einbildungs- und Empfindungslebens; denn es ist ein sehr innerliches Gebot. Keine Sünde greift so an das Mark des Lebens, wie die Sünde gegen das sechste Gebot. Keine Sünde zerstört so die Grundfesten der menschlichen Ordnungen, wie die Verfehlung gegen das sechste Gebot. Das innerlich veruneinigte und verunreinigte Haus wirkt über seine Grenzen und Mauern in die Gemeinde hinüber, von dieser aus in das Volk und vom Volk hinaus in die Welt. Und wenn ein Volk untergehen soll, so geht es regelmäßig – ihr könnt es aus der Geschichte nachprüfen – an der Sünde gegen das sechste Gebot zugrunde; ganz natürlich, weil das sechste Gebot sich auf Verhältnisse bezieht, die an der Grenze zwischen Naturleben und Geistesleben stehen: geistige Vorgänge wirken sich natürlich aus, natürliche Vorgänge wirken auf den Geist zurück. Das ganze geheimnisvolle Leben, zu welchem Gott die beiden Geschlechter berufen kann oder berufen hat, heiligt entweder die Menschen oder verunehrt und entheiligt sie. Es sind zum mindesten ebensoviele in der Ehe innerlich verunehrt und verunglückt, als außer der Ehe; verunglückt auch gegen die Reinheit des äußeren Lebens. Und es denke nur niemand, die Ehe sei ein Schutz vor Unreinheit; denn ihrer viele sind innerhalb ihres Ehelebens zuschanden geworden.

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 Laßt mich, soweit ich darf und kann, zunächst über das Leben vor der Ehe sprechen. Über diesem Leben steht das Wort vom Paradiese her: Es ist nicht gut