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Siebentes Gebot II.
Du sollst nicht stehlen!

 Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir unsers Nächsten Geld oder Gut nicht nehmen, noch mit falscher Ware oder Handel an uns bringen; sondern ihm sein Gut und Nahrung helfen bessern und behüten.

 Siehe, der Arbeiter Lohn, die euer Land eingeerntet haben, der von euch abgebrochen ist, der schreiet, und das Rufen der Ernter ist gekommen vor die Ohren des Herrn Zebaoth. Jak. 5, 4.


 „Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir unsers Nächsten Geld oder Gut nicht nehmen,“ ruft uns der Katechismus zu, und wir haben in der letzten Betrachtung über den Wert des irdischen Gutes und über die Gefahr seiner Über- und Unterschätzung etliches geredet und gehört. „Sondern ihm sein Gut und Nahrung helfen bessern und behüten“ heißt uns der Katechismus weiter. Und damit diese Gedanken mit Gottes Hilfe euch recht praktisch an die Seele gelangen mögen, laßt mich einmal euch zwei Gruppen vorführen: der Verkäufer und der Käufer, der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer. Wie übertritt ein Verkäufer das siebente Gebot? Ihr wißt es, welch eine Gefahr und welches Unrecht in dem sogenannten Vorbieten liegt. Da werden Preise ausgezeichnet und angegeben, die der Ware nicht entsprechen, Forderungen gestellt, berechnet, die Unwissenheit zu täuschen und die Unvorsichtigkeit auszunützen. Und manch einer ist dadurch reich geworden, daß er die Armut seines Bruders sich zunutze machte. Wir wissen, was der