die ersten Heiden in Simbang getauft, am 25. Januar 1897 ist Missionsinspektor Johannes Deinzer gestorben, dieser reichbegnadete, feinsinnige und gründliche Theologe und Kirchenmann. „Ihr braucht euch unser nicht zu schämen“ hat Löhe auf einem Nürnberger Missionsfeste einmal ausgerufen. Wir freuen uns der stillen Siege unsrer heimischen Missionsanstalt mit großer Freude: Siehe, also wird gesegnet der Mann, der den Herrn fürchtet! (Ps. 128, 4). – Missionstätigkeit ist nicht Kultivierung noch Zivilisierung noch Humanität, sie ist von allem etwas, keines ganz, und größer als jedes. Sie ist bräutliches Tun: die Heiden sollen den Himmel offen schauen und Jesum den Sohn Gottes „zur Rechten stehen sehen“, wie Chrysostomus sagt, den „Seinen entgegenzugehen bereit“, sie sollen den Ruf vernehmen: Ich habe dich bei deinen Namen gerufen: Du bist mein und auf den Altären, die sie dem großen Gott Unbekannt gebaut haben, sollen sie die Inschrift lesen: Der Herr ist König ewiglich, Jesus Christus, auch für dich hingegeben. Mission ist nicht Vielgeschäftigkeit zur Übertäubung des Heimwehs. Wo sie in weltliche Händel sich mengte, ward sie getroffen und geschlagen und wo sie ihren Schwerpunkt auf heimatliche Interessen verlegte, ist sie gedemütigt worden. Mission ist Stillgeschäftigkeit der Maria, der Jesus mit seinem Wort und Wesen das Herz verwundet hatte, daß sie die köstliche Narde nicht achtete, ihn zu ehren. Von diesem Geruch bleibt das Kirchenhaus bis ans Ende durchduftet. Mission wird auch in diesen bewegten Tagen da zu der großen „offenen Türe“ sich viele widerwärtige Gesellen (1. Kor. 16, 9): keinen andren Grund für ihr Tun kennen dürfen als sehnliche Liebe zu dem himmlischen Herrn, kein andres Mittel anwenden als werbende, weckende Liebe, die glaubt, ohne leichtgläubig, hofft, ohne leichtfertig, trägt, ohne leichtsinnig zu sein, kein anders Ziel wissen, als Heiden dem Bräutigam zuzuführen, daß sie nicht mit leeren Händen vor dem erscheine, der sie ihr gefüllt hat. Teure Missionsgemeinde, bete für die Kirche, daß sie ihr Pfund brauche, nütze, verzinse, bräutliches Tun erwecke, in Sehnsucht rufe: Schmecket und seht, wie freundlich der Herr ist.
Komm Herr Jesu, dieser Ruf ein göttliches und bräutliches Tun vereinender. – Wer es hört – sagt unser Text. Also wäre es möglich, den Ruf des heil. Geistes und das sehnliche Verlangen der Kirche zu überhören? Geliebte, Bernhard v. Clairveaux sagt einmal: Die Sprache der Liebe
Hermann von Bezzel: Predigt am Missionsfest in Nürnberg. Verlag der Buchhandlung des Vereins für innere Mission, Nürnberg 1911, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_von_Bezzel_-_Predigt_am_Missionsfest_in_N%C3%BCrnberg.pdf/9&oldid=- (Version vom 10.9.2016)