Seite:Hermann von Bezzel - Predigt beim 25jährigen Jubiläum des Vereins für innere Mission in Nürnberg.pdf/4

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 So sei denn heute am Jubiläumstage das unausgesungene Lied zum Preise Gottes erhoben, wenn wir vom Geheimnis der inneren Mission rühmen: Auf festen Grund gebaut, mit Siegeskraft betraut.

Der Grund, da ich mich gründe,
Ist Christus und sein Blut.
Das machet, daß ich finde
Das ewig wahre Gut.
An mir und meinem Leben
Ist nichts auf dieser Erd. –
Was Christus mir gegeben,
Das ist der Liebe wert.
 Amen.


I.

 Was ist der Grund, daß ein armer Fischer, der außer seinem weltentlegenen See und den engen Gauen seiner Heimat wenig von der Welt gesehen und außer in seine nächste arme Umgebung wenig Blicke ins Leben getan hat, so weltoffen und weltbeherrschend vor uns tritt? Große Denker der Griechen haben sich Welten erbaut und zu schwindelnden Höhen erhoben, hohe Gedanken gefügt und tiefe Probleme geschaffen, mächtige Feldherrn Roms haben Länder durchmessen, Völker bezwungen, Gesetze und Ordnungen gegeben, alles durch Geisteskraft und eigenes Vermögen. Aber der arme Jünger Jesu Christi mit dem engen Weltbild und dem kleinen Gesichtskreis hat einen Standort für Betrachtung des Lebens und der Lebensaufgabe gewählt, den ein Plato nicht kannte und ein Augustus nicht sah. Er hatte einen Gottesgedanken, einen in Ewigkeit gefaßten, ahnend und anbetend erschaut, hat erfahren, daß dieser Gottesgedanke, wie er von Ewigkeit her zur Persönlichkeit ward, in der Zeit Menschengestalt annahm, die Fülle des Reichtums in Armut und die Tiefe der Weisheit in Torheit barg, er hat diese wundersame Knechtsgestalt, ihre göttliche Hoheit in täglicher Hinopferung bewährend und bewahrend erblickt, wie sein geheimnisvoller Freund aus ununterbrochenem Lebensverkehr mit dem Vater Kraft und Gabe verneute, also daß Er die ärmlich kurzen Begriffe von Klein und Groß, von Viel und Wenig, von Erfolg und Mißgeschick verwarf und umprägte. Er hat es erlebt, wie