Seite:Hermann von Bezzel - Warum und wozu brauchen wir ein Ewiges Leben.pdf/24

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das zerstoßene Rohr nicht zerbrechen und den langsam verglimmenden Docht nicht ganz auslöschen wird. Das wissen wir und des versehen wir uns zu der großen Misericordia Domini, der Barmherzigkeit Gottes, daß er ehrlich Suchende, treulich Fragende, heilig Zweifelnde nicht verwirft: „In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen.“

 Aber das wissen wir auch, daß es Pforten gibt, über die nicht nur der Dichter geschrieben hat, daß, wer durch sie in das Land der Gramverlorenen eingehe, alle Hoffnung fahren lassen solle; das wissen wir, daß die Reben, die sich willentlich, wissentlich und wesentlich von dem wahren Weinstocke gelöst haben, gesammelt und dorthin gebracht werden, wo sie leben müssen wider ihren Willen. Wir wissen, daß manche das Hochgebirge anflehen, es möge sie begraben, und die Urberge des Weltalls angehen, sie mögen sie verschütten vor dem Grimm des Nazareners, vor dem Zorn des Lamms. Aus den Abgründen, in die Leichtsinn, Traumsucht, Hohn gegen alles Heilige den Menschen versenken, gibt es keine Erlösung und Befreiung mehr; aus den Tiefen, die der Mensch sich selber gräbt, kann uns auch kein Gott erlösen.

 Aber nicht mit diesem Schreckbilde wollen wir schließen. Noch einen Augenblick geleitet mich an das Gestade des Meeres, an das Ufer der Tiber. Zwei Gestalten sehen hinüber über Fluß und Meer; eine