gebracht! Oder war er zu faul gewesen, noch in der Nacht zu schreiben? Ein neuer Sieg über den Morgenwächter. … Mit einem begreiflichen Gefühle der Genugthuung begab sich Herr Bunge in sein Bureau. Und da – da fand er einen schrecklichen Brief vor. Herr Madré schrieb nämlich, daß „an der ganzen Fabel der „Volkesstimme“ kein wahres Wort sei – schon darum, weil Mumbo dem männlichen Geschlecht angehöre“.
Man mußte Alles „richtigstellen“.
Herr Johannes Bunge war zerschmettert.
Die „Morgenwacht“ nützte diese Blamage weidlich aus und brachte eine längere Satire aus der Feder Friedrich Schnepp’s. Es wurde namentlich scharf betont, daß selbst die weiblichsten Elephanten sich nie dazu herbeilassen, mehr als ein Junges auf einmal in die Welt zu setzen. Nur der Gelehrte der „Volkesstimme“ könne so etwas behaupten…
Drei Tage lang wagte sich Bunge nicht auf die Gasse. Dann trieb ihn aber doch die Liebe zu Fiorentina wieder in den Cirkus. Wo er ging und stand, sah er spöttische, grinsende Gesichter. Er hüllte sich in seine alte Würde, und das half ihm auch wirklich in den Augen Einiger. Nur nicht bei Miß Fiorentina. Denn diese lachte ihm wegwerfend ins Gesicht, als er sich ihr nähern wollte, und sie wandte sich einem Anderen zu. Der Zauber, den Bunges Bildung auf sie geübt hatte, war gebrochen. Ein wenig zerknirscht trat er von Fiorentina weg. Da sagte Jemand hinter ihm:
„Eine Frau uird nie einen Mann lieben, über dem alle Leute lachen. Das sage ich Ihnen! Ich, Box!…“
Und laut und fröhlich schmetterte er dann ins Haus:
„Ahi!“
Theodor Herzl: Philosophische Erzählungen. Gebrüder Paetel, Berlin 1900, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Herzl_Philosophische_Erzaehlungen.djvu/137&oldid=- (Version vom 1.8.2018)