„Oder zu viel,“ sagte der Millionär; „der fürchtet vielleicht, daß er uns erzählen müßte, wie er’s angefangen hat, wie er die Protectionen erschlichen, wie er die häßliche Frau geheirathet hat, deren Verwandtschaft ihm vorwärts helfen sollte.“
In diesem Augenblicke bog ein eleganter Herr um die Ecke, sah hinter sich, als ob er besorgte, daß ihm Jemand in diesem schmutzigen Gäßchen nachspüren könnte. Das war Se. Excellenz.
„Vollzählig!“ schrie Romeo, „es ist nicht zu glauben. Aber hier können wir nicht stehen bleiben. Weiß Jemand, wo der Krug zum grünen Kranze ist?“
Excellenz flüsterte: „Wir sehen allerdings da wie ein Rudel Verschwörer aus. Nur möchte ich einen stillen, stimmungsvollen Ort für unsere Plauderei.“
Der Millionär bemerkte ein wenig ironisch: „Wo man nicht gesehen wird.“
„Ich kann euch einen Vorschlag machen,“ sagte Wilhelm. „Ganz in der Nähe habe ich ein Local, wo wir ungestört sind. Freilich ist es sehr, sehr einfach.“
„Um so besser!“ rief der reiche Mann, „das wird uns gleich in die alten Zeiten versetzen. Ich schicke den Wagen fort.“
Er that es. Sie gingen unter Wilhelm’s Führung ein paar Gassen weit. Vor einem armseligen Hause hielt Wilhelm an.
„Da sind wir.“
Die Anderen waren nicht wenig verwundert. Romeo stöhnte:
„Wo ist der grüne Kranz?“
„Du wirst nicht verdursten,“ entgegnete Wilhelm. „kommt nur!“
Theodor Herzl: Philosophische Erzählungen. Gebrüder Paetel, Berlin 1900, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Herzl_Philosophische_Erzaehlungen.djvu/146&oldid=- (Version vom 1.8.2018)