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„Gott verzeihe Dir Deine Unwissenheit,“ erwidert Mergenthien; „Du hältst das für einen Roman! Das ist Taine, „De l’intelligence!“ Etwas Tiefes, Feines, Gelehrtes!“

„Ah so! … Ich dachte, weil das Buch einen gelben Umschlag hat, wie die Werke von Zola oder Bourget.“

„Du bist ein schrecklicher Ignorant,“ erklärt der Dicke wohlwollend.

„Und kommst wahrscheinlich nie über den Umschlag der Bücher hinaus?“ fügte Clara lächelnd hinzu.

„Niemals!“ betheuert Fritz.

„Da kennst Du gerade das Allerbeste nicht, was das Leben bietet, Du Lebemann! … Sieh’, dieses wunderbare und ernste Buch: Die Intelligenz! …“

Fritz unterbricht ihn: „Ja, was geht denn mich die Intelligenz an?“

Frau Clara lacht laut auf: „Geh’, Du wirst den Boulevardier da nicht ernst machen, Max! Halte ihm keinen Vortrag, den er nicht verstünde! … Besorg’ uns lieber den Wagen für Nachmittag. Ja?“

Mergenthien lacht nun ebenfalls, erhebt sich willig und geht nach dem Hotel.

Die Zwei sitzen eine Weile still da. Die junge Frau blickt ihren Vetter stumm und lächelnd an. Fritz aber träumelt vor sich hin.

Dann sagt Frau Clara plötzlich, ohne rechten Zusammenhang mit dem Früheren: „Höre, Fritz, Du sollst es ja sehr arg treiben!“

„Ich? Wo denn?“

„In Babylon!“

„Hahaha. Ich erkenne dich, deutsche Tugendhaftigkeit … Paris sagt man nicht, sondern, mit frommem Schauder,

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Theodor Herzl: Philosophische Erzählungen. Gebrüder Paetel, Berlin 1900, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Herzl_Philosophische_Erzaehlungen.djvu/200&oldid=- (Version vom 1.8.2018)