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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer

was zu verstehen ist nicht einfach und direkt, auch nicht indirekt, sondern allein nach dem was; und dies wird erklärt auf Grund der Autorität des Jesaias XIV: „In den Himmel werde ich steigen und werde dem Höchsten gleich sein;“ nämlich nicht einfach und direkt, weil er dann einen beschränkten und irrigen Verstand gehabt hätte, indem er etwas erstrebte, was für ihn unmöglich war: Denn er erkannte, daß er eine Kreatur und von Gott geschaffen sei; und deshalb wußte er, daß dem Schöpfer gleich zu werden für ihn unmöglich sei. Aber auch nicht indirekt, weil, da das ganze Gute des Engels und der Kreatur darin liegt, daß er Gott untertan ist, so wie die ganze Klarheit der Luft darin liegt, daß sie den Strahlen der Sonne ausgesetzt ist: Darum dies vom Engel nicht erstrebt werden konnte, weil er sonst gegen das Gute der Natur gestrebt hätte; sondern er erstrebte die Gleichheit mit Gott nicht absolut, sondern nach dem was; d. h.: Da Gott durch seine Natur zweierlei hat, Glückseligkeit und Gutheit, und ferner auch, daß von ihm die Glückseligkeit und Gutheit aller Kreaturen ausgeht, so wollte und erstrebte der Engel, der die Würde seiner Natur ansah, die allen Kreaturen voran war, daß von ihm auf alles Untere Glückseligkeit und Gutheit ausginge, und zwar durch seine natürlichen Kräfte, so daß er jenes zuerst hätte von seiner Natur, und die anderen Kreaturen es dann empfingen aus dem Adel seiner Natur. Und weil er das von Gott zu erhalten erstrebte, indem er auch unter Gott sein wollte, wenn er jenes nur bekäme; so wollte er also auch Gott nicht gleich sein in der Art des Habens, sondern nur nach dem was.

Bemerke auch, daß, weil er jenen Wunsch faßte, um ihn in die Tat umzusetzen, er denselben auch anderen schnell auseinandersetzte; und weil auch bei den anderen Engeln sofort das Bild des Gewünschten aufstieg und sie ihm verkehrterweise beistimmten, deshalb übertraf und übermeisterte die Sünde des ersten Engels die der anderen durch die Größe der Schuld und die Kausalität, nicht jedoch durch die Dauer. So heißt es Apocalypse 12: „Der Drachen, der vom Himmel fiel, zog den dritten Teil der Sterne mit sich.“ Er ist dargestellt in der Gestalt des Leviathan. Er ist der König über alle Söhne des Uebermutes, und König heißt nach dem Philosophen, Metaph. 5 das Haupt, insofern es durch seinen Willen und seine Herrschaft die bewegt, die ihm untergeben sind. So war auch seine Sünde die Veranlassung zur Sünde der anderen, so daß er, selbst zuerst von keinem äußerlich versucht, die anderen von außen versuchte. Und wenn gesagt ist, daß in allen jenen Engeln die Handlung augenblicklich stattfand, so wird dies aus der Sinnenwelt bewiesen:

Empfohlene Zitierweise:
Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/157&oldid=- (Version vom 14.9.2022)