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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer

Dies alles ist, wie wir gesagt haben, berührt worden, damit es niemandem unmöglich scheine, es könnten manche ebenso wegen der Taten der Hexen, wie auch auf deren Drängen besessen gemacht werden; worüber wir, um die verschiedenen Arten der Besessenheit verstehen zu können, bezüglich der zweiten ein Geschehnis zum besten geben wollen. Nämlich zur Zeit des Papstes Pius II., vor der Einführung des Amtes der Inquisition, passierte einem der beiden Inquisitoren, die die[WS 1] vorliegende Abhandlung zusammenstellen, folgender Fall: Ein gewisser Böhme aus der Stadt Dachov hatte seinen einzigen Sohn, einen Leutpriester, um der Gnade der Befreiung willen, da er besessen war, nach Rom gebracht. Zufällig aber traf es sich, als ich, einer von den Inquisitoren, der Erholung halber in ein Hospiz eingetreten war, daß als Tischgenosse ebenderselbe Priester mit seinem Vater gleichfalls an dem Tische saß. Während wir aber zusammen aßen und, wie es bei Fremden Sitte ist, uns gegenseitig unterhielten, seufzte der Vater öfters und wünschte sich vom allmächtigen Gott, daß er seine Reise mit günstigem Erfolge beendet haben möchte. Indem ich das tiefste Mitgefühl mit ihm hatte, begann ich zu erforschen, was der Grund seiner Reise und seiner Traurigkeit wäre. Darauf antwortete jener vor den Ohren des Sohnes, der mein Tischnachbar war: „Ach, ich habe einen vom Dämon besessenen Sohn, den ich um der Gnade der Befreiung willen unter großen Mühen und Kosten bis hierher gebracht habe.“ Als ich fragte, wo denn der Sohn sei, sagte er, er sei mein Tischnachbar. Ein wenig erschrocken betrachtete ich ihn genau; und da er mit solchem Anstand die Speisen zu sich nahm und auch alle Fragen prompt beantwortete, begann ich im Geiste zu schwanken, und hielt ihm entgegen, er sei nicht besessen, sondern es sei ihm etwas infolge einer Krankheit zugestoßen. Da erzählte der Sohn seinerseits den Hergang und gab an, wie und zu welcher Zeit er besessen gemacht worden sei. „Eine gewisse Frau,“ sagte er, „eine Hexe hat mir diese Krankheit angetan: Als ich nämlich gegen sie schalt, wegen eines gewissen Mißfallens betreffs des Kirchenregimentes, und sie allzu hart angelassen hatte, weil sie von halsstarrigem Willen war, sagte sie, daß ich in wenigen Tagen auf das zu achten haben würde, was mir zustoßen würde. Aber auch der Dämon, der in mir wohnt, berichtet ebendasselbe, daß die Hexe ein Hexenzeug unter einen gewissen Baum gelegt habe; und wenn dies nicht beseitigt wird, kann ich nicht befreit werden. Aber er will den Baum nicht angeben.“ Ich würde jedoch seinen Aussagen nicht den geringsten Glauben beigemessen haben, wenn mich nicht sofort

  1. Vorlage: die
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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/271&oldid=- (Version vom 1.8.2018)