Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer | |
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die Erfahrung belehrt hätte. Denn von mir nach dem Zeitraum gefragt, in dem er entgegen der gewohnten Weise der Besessenen von solcher Schärfe seines Verstandes sei, antwortete er: „Ich werde des Gebrauches der Vernunft nur beraubt, wenn ich mich mit göttlichen Dingen befasse oder heilige Orte aufsuchen will. Besonders aber hat der Dämon in seinen von mir vorgebrachten Worten gesagt, daß, wie ich ihm in meinen Predigten an das Volk gar großes Mißfallen erregt hätte, er mich jetzt auf keinen Fall predigen lassen würde.“ Er war nämlich nach der Aussage des Vaters ein beliebter Prediger und allen liebenswert. Da ich, der Inquisitor, aber über die einzelnen Punkte Gewißheit haben wollte, beschloß ich, ihn fünfzehn Tage lang und darüber an verschiedene Stätten der Heiligen zu führen, besonders aber nach der Kirche der heiligen Jungfrau Praxedis, wo sich ein Teil der marmornen Säule befand, an die unser Heiland bei seiner Geißelung angebunden worden war, und an den Ort, an welchem der Apostel Petrus gekreuzigt worden war. Während er an diesen Orten exorzisiert wurde, stieß er ein schreckliches Geheul aus und versicherte schon, er wolle ausfahren: kurz darauf aber auf keinen Fall. Und wie vorausgeschickt ist, blieb er in allen Sitten der gebildete Priester und ohne jedes Anzeichen (von Besessenheit), außer wenn die Exorzismen unternommen wurden; und nach ihrer Beendigung zeigte er, sobald ihm die Stola vom Halse genommen wurde, dann wiederum, abgesehen davon, nicht die geringste unvernünftige oder unanständige Bewegung. Wenn er beim Vorübergehen an einer Kirche die Knie zur Begrüßung der glorreichen Jungfrau beugte, dann streckte der Teufel seine Zunge lang aus seinem Munde heraus, und befragt, ob er sich dessen nicht enthalten könnte, antwortete er: „Ich vermag das durchaus nicht zu tun, denn so gebraucht er alle meine Glieder und Organe, Hals, Zunge und Lunge, zum Sprechen oder Heulen, wenn es ihm gefällt. Ich höre zwar die Worte, die er so durch mich und aus meinen Gliedern heraus spricht; aber zu widerstreben vermag ich durchaus nicht. Und je andächtiger ich einer Predigt zu folgen wünsche, desto schärfer setzt er mir zu, indem er die Zunge herausstreckt.“ Und da eine Säule in der Kirche von S. Peter vorhanden ist, die man aus dem Tempel Salomos dorthin geschafft hat und durch deren Kraft schon mehrere, wiewohl von Dämonen besessen, befreit worden sind, darum daß sich auch Christus beim Predigen im Tempel an sie angelehnt hatte, (so wollte ich auch damit einen Versuch machen), aber jener konnte doch nach Gottes verborgenem Ratschlusse nicht befreit werden, da er sich eine andere Weise zu seiner Befreiung vorgenommen
Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/272&oldid=- (Version vom 1.8.2018)