Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer | |
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wesentliche Punkte dienen, nämlich Stoff, Form, Absicht und Amt, jedoch in den vorher berührten Weisen, und, wenn eins fehlt, man nicht vollenden kann, so muß man es betreffs der Exorzismen in ihrer Art aussagen.
Der Einwand gilt nicht, daß in der Urkirche (die Leute) ohne Exorzismen getauft wurden, oder auch daß jetzt der Getaufte imstande sei, ohne sie den Taufcharakter zu übernehmen; weil dann Gregorius die Exorzismen unnützerweise eingerichtet hätte und die Kirche in ihren Zeremonien vielmehr irren würde. Darum habe ich es nicht gewagt, diejenigen überhaupt zu tadeln, die die Behexten bedingungsweise wiedertaufen und das Versäumte vielleicht wieder gut machen wollten. Man erzählt auch von solchen, die zur Nachtzeit im Schlafe über hohe Gebäude ohne Verletzung hinzugehen pflegen, was mehrere, die solche Leute behandeln, durchaus als das Werk des bösen Geistes ansprechen. Wenn diese wiedergetauft werden, merkt man, daß es mit ihnen besser geht; und es ist wunderbar, daß, wenn sie bei ihrem Namen angerufen werden, sie plötzlich auf die Erde stürzen, gerade als ob vielleicht jener Name nicht gehörig bei der Taufe beigelegt worden sei.
Es frommt auch dem Leser, auf jene sechs Hindernisse zu achten; denn mögen sie auch für die Energumeni oder Besessenen und nicht für die Behexten bestimmt sein[WS 1], so kann man doch sagen, da die gleiche göttliche Kraft überall erforderlich ist, daß es im Gegenteil von größerer Schwierigkeit ist, einen Behexten zu heilen, als einen Energumenus oder Besessenen. Wenn also jene Hindernisse dort eine Stätte haben können, dann auch bezüglich der Behexten, was durch folgenden Grund erwiesen wird. Wie sich nämlich oben im zehnten Kapitel ergeben hat, werden manche bisweilen besessen gemacht nicht um eines eigenen Deliktes willen, sondern wegen eines leichten fremden oder aus verschiedenen anderen Ursachen. Bei der Behexung aber, wenn Erwachsene behext werden, wie es ihnen sehr viel zustößt, weil sie zur Tötung der Seele aufs schwerste vom Dämon innen besessen gehalten werden, ist daher bei den Behexten doppelte Mühe, während bei den Besessenen nur eine einfache, von außen, erfordert wird. Ueber diese sehr schwere Besessenheit sagt Cassianus, Collat. abbat. Sereni: „Das sind die wahrhaft Elenden und Erbarmungswürdigen, die sich mit allen möglichen Verbrechen und Schandtaten beflecken, und dabei zeigt sich bei ihnen wahrlich nicht nur kein Zeichen teuflischer Anstiftung, sondern auch keine ihren Werken würdige Versuchung, noch wird ihnen irgendeine Geißel des Tadels aufgelegt. Denn sie verdienen nicht die schnelle und handbereite
- ↑ Vorlage: sei
Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/370&oldid=- (Version vom 1.8.2018)