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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer

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Item können sich die Weiber, um an den Körpern anderer Verwandlungen hervorzubringen, bestimmter Mittel bedienen, ohne Hilfe der Dämonen, was auch über unseren Verstand geht. Und weil es so ist, deshalb dürfen wir es nicht den Dämonen zuschieben, die gleichsam aus den Weibern heraus­sprächen.

Außerdem bedienen sich die Hexen bestimmter Bilder und Werkzeuge, die sie bisweilen unter die Schwelle der Haustüre legen, oder an bestimmte Orte, wo Tiere hinkommen oder auch Menschen, die dann behext werden, ja manchmal sterben. Daß aber derartige Wirkungen durch solche Bilder hervorge­bracht werden können, insofern sie gewisse Einflüsse haben, die sie von Himmelskörpern erhielten, wird so bewiesen. Wie nämlich die natürlichen Körper den himmlischen unterworfen sind, so auch die künstlichen. Nun können natürliche Körper gewisse verborgene Eigenschaften empfangen, also etc. auch die künstlichen. Woraus ersichtlich, daß ihre Werke durch Dämone [sic! Dämonen] ausgeführt werden können.

Ferner, wenn wahre Wunder geschehen können durch die Natureigenschaft dessen, der handelt, so auch wunderbare und erschreckliche und erstaunliche Werke durch die Kraft der Natur. Beweis: Gregorius dial. 2 sagt: „Die Heiligen tun Wunder teils durch Gebet, teils aus Macht.“ Für beides wird ein Beispiel gegeben: Petrus erweckte durch sein Gebet die tote Thabita; den Ananias und die Saphira, welche logen, über­lieferte er dem Tode durch Verfluchen, ohne Gebet. Also wird auch der Mensch durch die Macht seiner Seele die körperliche Materie in eine andere verwandeln oder aus dem Zustande der Ge­sundheit in den der Krankheit umgestalten können und umgekehrt.

Ferner ist der menschliche Leib edler als die anderen, tiefer stehenden Körper; aber durch die Aufnahme von Eindrücken seitens der menschlichen Seele wandelt sich der menschliche Leib, so daß er kalt und heiß wird, wie es sich bei Zornigen und Furchtsamen zeigt; ja, diese Wandlung führt zu Krank­heiten und zum Tode; daher kann die Seele um so viel mehr durch ihre Kraft die Körpermaterie wandeln.

Aber dagegen: Die Substanz des Geistes kann nicht irgendwelche Gestalt verleihen, außer durch die Beihilfe eines anderen Agens, wie oben festgestellt ist; daher auch Augu­stinus a. a. O.: „Man darf nicht glauben, daß dieser Stoff der sichtbaren Dinge den gefallenen Engeln auf den Wink ge­horsam sei; sondern Gott allein.“ Um so viel weniger kann daher der Mensch aus seiner natürlichen Kraft heraus Hexen­werke

vollbringen.

Der Hexenhammer I. 2
Empfohlene Zitierweise:
Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/53&oldid=- (Version vom 1.8.2018)