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ER:
Ich habe dich enttäuscht? Oh, meine Seele glüht
Noch jung, wenn auch der Leib verblüht.
ERINNA:
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Wenn das Verblühen heißt, so hab’ ich dieses WortBisher verkannt. Verblühen ist dann Glanz,
Ist Schönheit, Rausch – Entzücken –
Ja, dann verblüht die Sonne auch
Wenn sie im Frührot neu dem Meer entsteigt,
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Dann altern auch Gestirne,Wenn sie uns leuchtend grüßen durch die Nacht.
ER:
Und weßhalb willst du dann dich von mir wenden?
Ist’s, weil mit kinderfrohen Händen
Die Mädchen zärtlich mich umfassen?
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Oh, nun versteh’ ich dein ErblassenAn diesem Morgen. Komm, Erinna, komm,
Gar manche Fackel mir verglomm,
Doch unsre Fackel soll die letzte sein,
Die wir den alten Göttern weih’n.
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Komm, lange sehnt’ ich michEh du mir nah
Komm, lange liebt’ ich dich
Eh ich dich sah. –
ERINNA:
Was sag’ ich dir, es sind ja doch nur Worte
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Und meine Seele ist’s, die nach dir schreitWie jene Menschen, die des Paradieses Pforte
Empfohlene Zitierweise:
Sophie Hoechstetter: Vielleicht auch Träumen. Müller, München und Leipzig 1906, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hoechstetter_Vielleicht_auch_Traeumen.pdf/15&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
Sophie Hoechstetter: Vielleicht auch Träumen. Müller, München und Leipzig 1906, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hoechstetter_Vielleicht_auch_Traeumen.pdf/15&oldid=- (Version vom 1.8.2018)