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auf die auch die beiden Kundschafter zuhalten, wie ich durch mein Glas deutlich ernennen kann.“

Als dann aber erst die Sonne aufgegangen war, wurde die Hitze in kurzem so stark, daß Pinkemüller sich entschloß, abermals zu rasten. Gelegenheit hierzu bot sich in einem besonders tiefen Wadi, das an einer Stelle sich zu einem kurzen Kanon verengerte, in dem stellenweise noch brackiges, übelriechendes Wasser von der letzten Regenzeit her an tieferen Stellen stand. – Wenn das Klima Arabiens auch dem der Sahara durch große Trockenheit und Hitze gleicht, so genießt es doch den Vorteil, von allen Seiten von Wasser in Gestalt von Meeresbuchten beziehungsweise dem Indischen Ozean eingeschlossen zu sein, was dazu beiträgt, daß außer gelegentlichen Gewittern ziemlich regelmäßig in den Sommermonaten eine Regenperiode eintritt, die gerade genügt, selbst auf dem dürren Sandboden hier und da einen Pflanzenteppich hervorzuzaubern, während wieder in den Küstenstrichen diese Regenzeit eine fast tropisch üppige Flora gedeihen läßt. –

Am Nachmittag ballte sich dann über dem Wadi dunkles Gewölk zusammen. Es wetterleuchtete dabei so stark, wie Karl Bolz es noch nie erlebt hatte. Für halbe Minuten schien dann ein Riesenscheinwerfer im Süden aufzuleuchten und unter dumpfem Grollen seine Lichtbüschel in die Unendlichkeit zu senden. Die Luft war dabei mit Elektrizität so überladen, daß plötzlich an den Spitzen aller hoher gelegenen Gegenstände, – den Ohren der Kamele und des Pferdes, den Sattelkanten, ja selbst an den emporgestreckten Fingern – sich die Erscheinung des St. Elmsfeuers zeigte, d. h., daß all dies in weißlichem Lichte erstrahlte, was einen geradezu gespenstischen Anblick gewährte.

Der Himmel blieb bedeckt, selbst als das ferne Gewitter ausgetobt hatte. Dieses brachte eine empfindliche Abkühlung der Luft mit sich. Knirps hüllte sich daher fester in seinen Burnus, der auf einem der Sättel der eroberten Dromedare aufgeschnallt gewesen war und den Karl Bolz für sich beschlagnahmt hatte.

„Ich glaube, wir werden in dieser Nacht noch tüchtig frieren“, meinte Pinkemüller mit seinem gewohnten

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W. Belka: Ibrahim ben Garb, der Pirat der Wüste. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ibrahim_ben_Garb,_der_Pirat.pdf/20&oldid=- (Version vom 1.8.2018)