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in Augenschein nehmen zu können. Mit größter Aufmerksamkeit, damit er ja nicht bemerkt wurde, schlich er davon, fand eine bequeme Stelle zum Abstieg, überquerte einige hundert Meter vom Lager entfernt das Tal und erkletterte nun die Höhen, um hier einen Weg nach jenem Punkt hin zu suchen, den er sich vorhin genau gemerkt hatte und der dadurch gekennzeichnet war, daß dort ein grüner Vorhang von stachligen Rankengewächsen von den Felsen herabhing.

Trotz aller Eile war es jedoch bereits fast völlig finster, als der Dicke keuchend und schwitzend den Platz erreicht hatte, von dem aus er das Werk der Befreiung in Angriff nehmen zu können hoffte.

Nun sah er unter sich nur noch ganz undeutlich die Kronen jener Palmengruppe. Der Abstand zwischen diesen und seinem Standort betrug etwa fünf Meter. Ein Nichts, wenn man sichere Lederseile besaß! Ein unüberwindliches Hindernis aber, wenn alles an Lederriemen, was zur Verfügung war, sich in dem kleinen, fernen Talkessel befand, wo der Knirps den Tag verbracht hatte.

Karl Bolz schalt sich einen dreifachen Esel, weil er nicht sämtliche Riemen sofort mitgenommen hatte. Aus den Zügeln der Dromedare und den anderen festen Stricken, die an den Sätteln aufgerollt hingen, hätte man ohne Mühe ein Tau von der nötigen Länge herstellen können. Hätte …! Aber jetzt, wo die Nacht da war, zurückeilen und das Notwendige holen, erschien unmöglich. Anderseits wieder den morgigen Abend abwarten, ging auch kaum an, da man nicht wissen konnte, ob die Iringi die Gefangenen nicht anderswo unterbringen würden. – Jedenfalls war der Knirps in böser Verlegenheit und zermarterte sich umsonst den Kopf, was er unter diesen Umständen tun solle, da er vorhin nur zu gut bemerkt hatte, daß diese Palmengruppe von den Zelten im Bogen eingeschlossen wurde und die Hunde überall umherstreiften, so daß man im Tale selbst sich kaum auf fünfzig Meter den ersten Zelten hätte unbemerkt nähern können.

Da – – da fühlte der Knirps plötzlich, wie jemand

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W. Belka: Ibrahim ben Garb, der Pirat der Wüste. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ibrahim_ben_Garb,_der_Pirat.pdf/30&oldid=- (Version vom 1.8.2018)