Seite:Ibrahim ben Garb, der Pirat.pdf/6

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Und – wieder stutzte er, wieder hielt er das Fernglas an die Augen …

„Unmöglich – ich muß mich irren!“ murmelte er jetzt kopfschüttelnd. „Und doch – – Diese Gestalt, diese Kleidung, die einst weiß gewesene Schirmmütze … Es kann nur der Knirps sein …“ – –

Zehn Minuten später saßen unter den Dattelpalmen am Weiher zwei Männer, von denen der eine gierig die halb rohen Fleischstücke hinunterschlang, die eigentlich erst hatten in der Sonne dörren sollen.

„Mensch, genannt Karl Bolz, – nun erzählen Sie endlich …!“ mahnte der Doktor den Gefährten, mit dem er soeben hier ein unerwartetes Wiedersehen gefeiert hatte. „Ich platze vor Neugier …! Los also …! Ihr erster Hunger muß nun doch gestillt sein …“

Karl Bolz, der das an Leibesfülle zu viel hatte, was dem weitgereisten Forscher und Gelehrten fehlte, nahm jetzt die Schirmmütze ab und entblößte so einen von einem Kranz feuerroter Haare umgebenen Schädel.

„Ich könnte stundenlang berichten, ehe ich mit meinen Abenteuern fertig würde“, meinte er, ununterbrochen weiter kauend. „Bin aber jetzt zu müde dazu, Doktor, – viel zu müde! Will mich deshalb kurz fassen, – so, wie Kürze-Würze es tun würde an meiner Stelle, der liebe, lange Hüne, den nun also die verd… Iringi auch gegriffen haben. – Als wir damals vor zehn Tagen unser Lager bei jenen Felsen aufgeschlagen hatten, überkam mich plötzlich die Lust, so etwas in der Wüste umherzustrolchen. Ich hatte aber nicht damit gerechnet, daß es mir vielleicht unmöglich sein könnte, das Lager wiederzufinden. – Na jedenfalls hatte ich mich trotz der sternenklaren Nacht bald verirrt und beschloß, um mich nicht noch weiter zu entfernen, den Rest der Nacht in einem felsigen Wadi (trockenes Flussbett) zuzubringen, auf das ich gestoßen war. Müde und schläfrig lehnte ich mich an die glatte Wand eines mächtigen Felsblocks, um so im Sitzen ein paar Stunden zu schlummern. – Da – mit einem Male gab hinter mir meine harte Sesselrücklehne nach und … ich stürzte einen steilen Felsgang hinab, der, wie ich nachher feststellte, in eine natürliche

Empfohlene Zitierweise:
W. Belka: Ibrahim ben Garb, der Pirat der Wüste. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ibrahim_ben_Garb,_der_Pirat.pdf/6&oldid=- (Version vom 1.8.2018)