Seite:Iffland - Liebe und Wille.pdf/11

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

wir’s hindurch gekämpft, damit allein können wir die Kraft bewahren! –

Johanna. Es muß ein Ehrengedächtniß sein.

Müller. Ein jährliches Freudenfest, als etwa eine Heirathsfeier wackerer Leute.

Johanna. Oder ein festlicher Vergleich unter uns Eins gewordenen Menschen.

Müllerin (die indeß nachgedacht, tritt zwischen Beide). Nicht so! Die Ehre haben wir gewonnen und können nun das Leben verlieren; aber von der Ehre lassen wir nicht mehr ab. Die Freude ist vorhanden, weil die Ehre gewonnen ist. Die Uneinigkeit wollen wir nicht vorher bedenken. Der kleine Hader ist der Rede nicht werth; vor der innerlichen Zwietracht bewahren uns Gott und die Ehre!

Müller. Was soll’s denn sein? Denn ohne Gedächtnißfeier soll der Tag nicht bleiben.

Müllerin. Mann, ich sage dir – wo wir stehen und sind, hat uns nicht der Verstand hingebracht, sondern das Herz und die Liebe. Die Liebe hat den Willen geheiligt und die Kräfte enger zusammen gebracht und gehalten. So laßt uns zur Feier des Tages ein Werk der Liebe stiften und der Treue!

Johanna. Das habt Ihr aus meiner Seele gesprochen. Ein Werk der Liebe laßt uns stiften!

Müller. Und mich freut es herzlich, wenn solche Gedanken von den Frauen ausgehen. Sie haben bei uns in großem Trübsal ihren Platz mit Würdigkeit genommen und im Verein aller Tugenden ihren Beruf so geheiligt, daß es in angrenzende Länder, ja weit in die Ferne hinaus gewirkt hat. Wem Gott einen lebendigen Athem gegeben, der schämt sich des Kleinen und Halben. Das Gute ist zur Natur geworden. Aus dem Verderbniß ist das Kräftige und Mächtige empor gestiegen.