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verantwortlich gemacht wird. Und das will ich verhüten. Die Behörde hat sich schon so oft geirrt.“

Die Wirkung dieses von mir absichtlich derart gefaßten Nachsatzes trat augenblicklich ein. Marga öffnete die Augen, richtete sich auf und trank hastig ihr Glas leer. Über den Rand des grünen Römers aber flossen unsere Blicke für einen Moment in stummer Zwiesprache ineinander. Dankbarkeit, stilles Hoffen lag in Margas Blick. Genau so hatte sie mich am heutigen Tage schon einmal angeschaut. – Und ich nahm mir vor, alles daran zu setzen, um den ohnehin so rätselhaften Tatbestand noch mehr zu verwirren. Marga mußte gerettet werden, mußte. – Denn daß sie und niemand anders in dem Drama in Onkels Zimmer eine verhängnisvolle Rolle gespielt hatte, davon war ich nie so überzeugt wie in diesem Augenblick. –

Onkel Grunert hatte mich erstaunt angeblickt, als ich so völlig ernsthaft von meinem Entschluß sprach, diesem Kriminalfall mehr als nur oberflächliche Aufmerksamkeit zu schenken. Jetzt sagte er daher mit ungläubiger Stimme:

„Wie, Fred, du willst also tatsächlich meine natürlich nur scherzhaft gemeinte Aufforderung von vorhin in die Tat umsetzen? Und weiter, eigentlich muß man ja aus deinen Bemerkungen entnehmen, daß du dir über die Geschehnisse hier bereits ein Urteil gebildet hast, und zwar ein ganz anderes als die Polizei?!“

„Vielleicht, Onkel. – Dringe jedoch bitte nicht weiter in mich. Ich werde mich über diese meine speziellen Gedanken hinsichtlich dieses Mordes, wenn es sich überhaupt um einen solchen handelt, erst

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Walther Kabel: Irrende Seelen. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Irrende_Seelen.pdf/69&oldid=- (Version vom 1.8.2018)