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und der Frau Generaldirektor herausgeholt, daß niemand merken konnte, was ich mit meinen Fragen eigentlich bezweckte. Dann, als ich aus der Küche kam, schon erfüllt von einem leisen Argwohn gegen Sie, hörte ich vom Korridor aus teilweise das Gespräch mit an, welches Sie mit Ihrem Onkel führten. So wurde mir bekannt, daß Sie Spielschulden, recht beträchtliche sogar, in nächster Zeit begleichen sollten. Den Einwurf Ihrer Verwandten, woher Sie das Geld zur Tilgung denn hätten beschaffen wollen, ließen Sie unbeantwortet. Ihrem Onkel fiel das nicht weiter auf. Mir allerdings.“

Hiller machte eine kleine Pause.

„Wir suchten nun den zweiten Einbrecher, der meiner anfänglichen Theorie nach mit Schwechten gemeinsam den Raub ausgeführt und den Schauspieler nachher erschossen hatte. Rätselhaft erschien es, wie Schwechten in den Besitz der beiden Schlüssel gelangt war und woher er die Kenntnis von dem Geldversteck Ihres Onkels erhalten haben konnte. Da dachte ich eben, nachdem ich die Dienstboten verhört hatte, Zeuge der Unterhaltung geworden und von Ihrer Frau Tante noch eingehender über mancherlei unterrichtet war, unwillkürlich an Sie, dem über 8000 Mark zur Bezahlung von Spielschulden gefehlt hatten, der genau wußte, daß zu bestimmter Zeit die Wohnung verlassen war und der wahrscheinlich wußte, daß der Schlüsselring dicht neben der Tür hing und die Buchatrappe stets größere Summen enthielt. Und mit diesen Gedanken verließ ich gestern gegen 1/45 Uhr das Haus Ihrer Verwandten, bereits fest entschlossen, Sie sofort heimlich beobachten zu lassen. Grund genug war ja dazu vorhanden.

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Irrende Seelen. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Irrende_Seelen.pdf/99&oldid=- (Version vom 1.8.2018)