Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris | |
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die man hier genies’t, hat sich noch kein Gelehrter von Ansehen in diesem Städtchen niedergelassen, wohl aber Abenteuerer und literärische Kleinmeister die Hülle und die Fülle. Da trat vor mehreren Jahren ein gewisser TONDER auf, der hier eine Zeitung unter dem Titel: Politische Gespräche im Reiche der Todten, zu schreiben anfing, und sich damit grosse Summen verdiente. Diese Zeitung ist eine Zusammensetzung des unverständlichsten Gewäsches, der niedrigsten Schmeichelei und der unverschämtesten Windbeutelei. Ja wahrlich! tiefer ist die Politik nie entwürdigt worden, als in diesen Gesprächen. Aber Herr von TONDER kannte sein Publikum, und füllte sich die Taschen mit seinen platten Spässen. Man giebt mit Zuverlässigkeit einen reinen Ertrag von zwölftausend Gulden an, den diese Zeitung in bessern Zeiten jährlich abgeworfen hat. Sie ist das Steckenpferd des Wiener Pöbels und Nichtpöbels, dem Herr von TONDER eben so grossen Spass macht, als Mosje KASPERLE in der Leopoldstadt. An den Posttagen versammelt man sich zu ganzen Haufen in den Koffehäusern in Wien, um die Ankunft der politischen Gespräche zu erwarten. Kein Bürger, der sich irgend nur um die Ereignisse seiner Zeit bekümmert, darf es unterlassen,
Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris. Christian Gottfried Schöne, Berlin 1799, Seite 307. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JN_Becker_-_Beschreibung_meiner_Reise_1799.pdf/333&oldid=- (Version vom 18.11.2023)