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Weisheit aus diesem Born zu schöpfen. Als ich mich vor zwei Jahren in Wien aufhielt, kam Herr von TONDER, aufgestört in seinem Neste von den Neufranken, auch dahin. Auf ein Mahl erscholl es in der Stadt: Der Neuwieder ist hier. Jeder eilte nun dahin, wo das Wunderthier zu sehen war. Herr von TONDER benutzte diesen Enthusiasmus der Wiener, und hielt auf dem Kramerschen Koffehaus im Schlossergassel eine pathetische Rede gegen den Nachdruck, und liess sich von den Anwesenden versprechen, nur die Original-Auflage seiner Zeitung, die in Wien zwei Mahl nachgedruckt wird, zu kaufen.

Nichts charakterisirt den Wiener mehr, als die Liebe zu dieser Zeitung. Er findet darin fade Spässe mit östreichischer Grosssprecherei, Nahrung des Leibes mit Schmutz, und den dünne thuenden Bettelstolz der Titulados zusammengemischt, die der ganzen Welt gebieten wollen.

In Neu-Wied giebt es auch eine Lesebibliothek und eine Buchhandlung, deren Unternehmer ein gewisser GEHRA ist. Dieser Mann ist einer der grössten Charlantans und Kniffmacher. Er bringt seine Makulatur unter verschiedenen Titeln drei und vier Mahl zur Messe, macht alle Jahr eine neue Auflage, versteht sich, nur auf dem