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andern Ländern eine Stadt heissen. Hier nennt man ihn einen Flecken, das heisst, einen Ort, der etwas mehr als ein Dorf ist. Die Häuser sind alle wohl gebaut, und reinlich wie ihre Bewohner.

Wir forderten eine Flasche Nektars, Hochheimer Gewächses. Unser Wirth brachte uns einen gewöhnlichen Rheinwein, den man vor dem Kriege in Mainz mit 30 Xr. bezahlte. Er war höchst mittelmässig, wiewohl auf diesen Hügeln gereift, und auf Hochheim’s Keltern gepresst.

Die Lage des Berges bestimmt die Güte des Weines. In einer Entfernung von einigen hundert Schritten findet man das beste und schlechteste Gewächs. Jenes gehört grösstentheils dem Domkapitel, und findet sich nur in seinen Kellern und an den Höfen fremder Fürsten unverfälscht. Wer von den Einwohnern von diesem Nektar erntet, hat mehr Vortheil, wenn er ihn im Ganzen verkauft, als im Orte selbst an seine Gäste ausschenkt.

Eine Gesellschaft neufränkischer Musikanten mit einigen Offiziers, die sich zu uns gesellten, verherrlichten das Fest des Rebengottes, das wir hier feierten. Das göttliche Marseiller Lied gab unsern Herzen den Schwung, der uns zu dem Eintritte in die Republik würdig machte. Ein kleiner Ball von den Mädchen des Dorfs, die in der That verdienten