Es war einmal ein Bauer, der ritt auf seinem Braunen zur Mühle; und damit er es dem guten Tier nicht zu schwer mache, nahm er selbst den Roggensack auf den Buckel. Kam ein Handwerksbursch des Wegs daher und sagte: „He, Bauer, der Sack ist ohnehin schwer genug. Er könnte hübsch nebenher laufen, dann hätte der Gaul es leichter.“
„Du sprichst, wie du es verstehst“, antwortete der Bauer, „das Korn trägt nicht mein Brauner, das trage ich.“
Da merkte der Handwerksbursch, wie viel die Glocke geschlagen habe; und nachdem er sich erkundigt hatte, wo des Bauern Hof läge, machte er, daß er in das Dorf kam. Als er auf den Hof trat, stand die Bäuerin gerade vor der Thür und fütterte die Hühner.
„Mutter“, sagte der Handwerksbursch, „dein Mann läßt dich schön grüßen, und ihm wäre es über, noch länger den Bauer zu spielen und mit Knechten und Mägden sich herumzuärgern. Er will in die weite Welt hinaus und sein Glück versuchen. Damit du aber nicht
Ulrich Jahn: Schwänke und Schnurren aus Bauern Mund. Mayer & Müller, Berlin 1890, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahn_Schwaenke_und_Schnurren_aus_Bauernmund.djvu/67&oldid=- (Version vom 1.8.2018)