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Jahrbuch der deutschen Radfahrer-Vereine mit Beiträgen hervorragender Fachschriftsteller und unter Mitwirkung der Vereine selbst

mit dem Wirth oder den Gästen in behaglicher Stimmung hingebe, geniesse ich nach Gutdünken Milch oder Buttermilch, Limonade oder Selters. Jedenfalls werden, wie ich mit Vergnügen beobachtet habe, alkoholfreie Getränke von unsern Sportsgenossen mehr und mehr bevorzugt, nur dass das Märlein von dem wärmenden und Erkältung verhütenden Magenschnäpschen noch nicht recht aus den Köpfen schwinden will. Die intelligenten Wirthe unserer Radfahrer-Hotels, die auch ich natürlich wo ich die Wahl habe, unbedenklich vorziehe, werden daher meines Erachtens wohl thun, die alkoholfreien Getränke z. B. Amplosia, Frada, Euphrosia oder wie sie sonst mehr hochtrabend als volksverständlich heissen mögen, in ihrem Keller aufzunehmen. Wir wissen auch ganz genau, warum wir auf der Fahrt die Gaben des Bacchus und Gambrinus geringachten. Gewiss, es sind mächtige Götter diese beiden, nur schade, eins vermögen sie bei all ihrer Macht nicht, nämlich den Durst zu besiegen. Und eine wiederholte Erfahrung lehrt uns auch bald, dass es nicht möglich ist, dem Bacchus und Gambrinus reichliche Spenden und Opfer zu bringen, ohne an froher und williger Kraftentfaltung einzubüssen. Weil uns beide Götter aber so mit schnödem Undank lohnen, was Wunder, dass wir uns endlich missmuthig ganz von ihrem Götzendienst abwenden und uns milderen, besseren und edleren Gottheiten zukehren, der Ceres etwa und der Pomona!

Zu dieser naturgemässen Lebensweise hat mich das Radfahren allmählich hingeleitet, und ich möchte glauben, dass es auch anderen diesen Dienst geleistet hat und leisten wird. So viel wenigstens steht fest, nicht blos der Alkoholverbrauch wird durch unseren Sport eingeschränkt, auch der Tabaksgenuss. Schon kann man von Zeit zu Zeit die rührendsten Klagen der Cigarrenproducenten und -Händler lesen, dass allein infolge unseres verderblichen Sports so und so viel Millionen jährlich weniger verraucht werden. In der That ist ja das Rauchen während der Fahrt mit Recht verpönt; es muss um so schädlicher sein, je angestrengter die Lunge arbeitet, und je tiefer bei dem energischen Athmen der Rauch in sie eindringt. Sehr verständiger Weise schliessen darum jetzt wohl auch die meisten


Fahre Braun’s Dauerreifen.


Empfohlene Zitierweise:
: Jahrbuch der deutschen Radfahrer-Vereine mit Beiträgen hervorragender Fachschriftsteller und unter Mitwirkung der Vereine selbst. Verlag von Hugo & Herman Zeidler, Berlin 1897, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahrbuch_der_deutschen_Radfahrer-Vereine_1897.pdf/59&oldid=- (Version vom 17.8.2017)