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Grafen Schulenburg, der es bei der Belagerung von Genua vor dem Verbrennen gerettet haben soll, an August III. geschenkt. Nach dem Inventar Guarienti in der That aus der Chiesa di S. Luca d’Erba bei Genua. Später als „unbekannt“ bezeichnet. Seit dem Katalog von 1812 dem Jan Gossaert, gen. Mabuse (um 1470–1541) zugeschrieben, bei H. in der Aufl. von 1856 nur frageweise, später wieder mit Sicherheit. Indessen zeigt das Bild mit den beglaubigten Werken des Mabuse keine grössere Aehnlichkeit, als sie durch die allgemeine Zeit- und Schulverwandtschaft bedingt wird. Vielmehr rührt es offenbar von derselben Hand her, wie N. 1962. Nur der Kopf der Maria zeigt hier eine andere, kälter plastisch modellirende Behandlung, wie sie in anderer Art allerdings auch dem Mabuse eigen war. Es ist dies eben die spätere Stilentwickelung des Meisters des Todes Mariä, wie sie z. B. schon in einem Bilde seiner Hand in der kaiserlichen Galerie zu Wien zu Tage tritt. Der Meister scheint damals in Italien gewesen zu sein. In Genua hat sich noch ein Bild seiner Hand erhalten. – Phot. Braun XI, 8 und Phot. Ges.

Bildniss eines bartlosen Mannes. 1964. (1175.) 21 c.

Halbfigur nach rechts auf hellblauem Grunde. Schwarze Kappe, schwarzer Rock, schwarzer Mantel. Die Rechte ruht auf einem gebundenem Buche, am Zeigefinger der Linken glitzert ein Rubinring.

Eichenholz; h. 0,42½, br. 0,30½. – Inv. 1722, A 297. Darnach aus Leipzig als „Contrefait wie ein Jesuit“ von Hans Holbein. – Bei H. dem Mor zugeschrieben. In Wirklichkeit jedoch, wie schon die Uebereinstimmung seiner Malweise mit derjenigen der Portrait-Figuren auf den beiden vorigen Bildern beweist, ein Werk des Meisters des Todes Mariä, dem es möglich geworden ist in verschiedenen Sammlungen Bildnisse zuzuschreiben. So zuerst Scheibler (Dr. Not.). – Phot. Braun XI, 9.

Barthel Bruyn (auch Brun nicht de Bruyn).

Geb. 1493 zu Köln, gest. daselbst zwischen 1553 und 1556. Nachfolger des Jan Joest van Kalkar und des Meisters des Todes Mariä in Köln; doch später im moderner italisirenden Stile der Zeit weiter entwickelt.

Die Abnahme Christi vom Kreuze. 1965. (1855.) 21 c.

Auf Goldgrund. Von den Freunden des Heilandes steht der eine links am Fusse des Kreuzes und fasst die Beine des herabgleitenden Leichnams, der andere steht oben auf der Leiter und lässt ihn herab. Maria, des Heilandes Mutter, steht rechts und drückt seine herabhängende Rechte mit beiden Händen an ihre Wange. Johannes steht hinter ihr und unterstützt sie; im Mittelgrunde die andere Maria; vorn links, von hinten gesehen, kniet Magdalena.

Eichenholz; h. 0,87½; br. 0,69½. - 1874 vom Kaufmann Fischer in Basel. – Bei H. als Original B. Bruyn’s, dessen Frühzeit es in der That so nahe steht, dass wir es ihm nicht abzusprechen wagen. Eine grössere, aber auch geringere Wiederholung besitzt das Schweriner Museum. Scheibler (Dr. Not.) hält die Eigenhändigkeit unseres Bildes für zweifelhaft, aber auch nicht für unmöglich. – Phot. Ges.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Woermann: Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden (1887). Generaldirection der Königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, Dresden 1887, Seite 624. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Karl_Woermann_Katalog_der_Gem%C3%A4ldegalerie_Dresden_1887.pdf/656&oldid=- (Version vom 6.9.2023)