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No, hat si der Gvatter also mit sein Buckelkorb auf d’ Ofenbank gsetzt. Der Pfarra aber und d’ Bäurin dö warn halt recht lusti. Endli fangt der Pfarra an, und sagt „hanz, mein liebi Bäurin, ös könts ja so schön singa, singts mir do ans.“ „A,“ sagt die Bäurin, „hietzt kann i nix mehr singa, ja in mein junge Jahren, da hab i’s wohl könna, aber hietzt is schon vorbei.“ „Ei,“ sagt wieder der Pfarra, „singts do, nur a bißl.“ No, da fangt die Bäurin an und singt

„I hab mein Mon wohl ausgesandt
aufm Göckerliberg in Wälischland.“

Drauf singt der Pfarra

„I wollt er blieb da a ganzes Jahr,
was fragt i nach dem Lorbersack.
 Halleluja!“

Hietzt fangt der Gvatter hinten an, und singt (da muß i aber derzöhln daß der Baur Hildebrand ghassen hat), singt also der Gvatter

„Ei du, mein lieber Hildebrand,
was machst du auf der Ofenbank?
 Halleluja!“

Und hietzt singt der Baur in Korb drinna

„Hietzt kann i das Singa nimmermehr leiden,
hietzt muß i aus mein Buckelkorb steigen.“

Und steigt aus’n Korb, und prügelt den Pfaffen beim Haus hinaus.

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1837). Dieterich, Göttingen 1837, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder-_und_Haus-M%C3%A4rchen_1837_Band_2.djvu/75&oldid=- (Version vom 1.8.2018)