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Wenn die Sonne aufging, war ihre ihm zugekehrte Wand von goldenem Lichte überflossen.

Alle Tannen, die da auf ihr wuchsen, badeten in diesem Tone. Und sie lachte ihn an …

Und er glänzte auch, aber vor Kühle.

Seine ihr zugekehrte Wand, abschüssig, stolz – auch in Tannen gekleidet von der Sohle bis zum Gipfel – war fast düster. Durchsichtige, kühle Tautropfen standen noch auf den Nadeln der Zweige, und seine Erde war bedeckt von Tau gleich wie von zartem Silbergewebe. Der zwischen beiden eilende Bach drängte sich dicht an die Magura, aber erwärmt – bog er aus, wandte sich unter die kühle Wand Rungs, jedoch nur, um, abgekühlt, abermals an die Magura sich zu drängen.

Erreichten die Strahlen der Morgensonne Rung nicht? – Warf sie selber den Schatten auf ihn?

Sie wußte es nicht.

Hier und da drangen auch zu ihm einzelne Strahlen. Sie fielen schräg zwischen seine Bäume als durchsichtig buntfarbige Streifen und bemühten sich, seine kühle grüne Tiefe zu erwärmen.

Wo sich die Wände beider gegen den Süden

Empfohlene Zitierweise:
Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/101&oldid=- (Version vom 13.9.2022)