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wandten, wo sie sanft abfielen und sich in übergroßer Nähe fast vereinigten – da badeten beide im Lichte …

Hier wuchs in der Thalenge, die zu einem schmalen Streifen wurde, zwischen dem großem Gestein die prächtigste Arnika, die goldig-gelbe Blüte zur Sonne gekehrt, wie die Sonnenblumen; hier wucherten dünne blaß-lila Glockenblumen und üppige Disteln.

Der Bach bemühte sich, die Luft abzukühlen, aber diese, erwärmt und berauscht vom Harzgeruche der Tannen, machte ihn warm, entkräftete ihn bis zur Milde, und er ergoß sich sanft und fast unhörbar über Stock und Stein und verwandelte sich unbemerkt in fließendes Gold …

Hier dehnte sich ein dichter, alter Wald aus, und Rung und Magura, von ihrer Schönheit gegenseitig überwunden, wurden zur ebenen Erde und verloren sich in seiner dunklen Tiefe.

In der Thalenge zerschlugen Zigeuner Steine.

Das laut schallende Echo des Klopfens flog in rasender Eile den beiden nach … allein das ernste Rauschen des Waldes wehrte es ab.

Dort war ihr Paradies.

Empfohlene Zitierweise:
Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/102&oldid=- (Version vom 13.9.2022)